Informiere Dich und geh Deinen Weg mit bestem Wissen und Gewissen. In den Texten mit rotem Bild erhälst du wertvolle Tipps zum Alltagsleben mit Prostatakrebs. Artikel mit blauem Bild behandeln medizinische Themen wie Behandlungsmethoden und Diagnostik. Klick dich durch und mach dich vertraut mit Prostatakrebs und allem, was dazugehört!
Ob während der Behandlung oder Diagnose: Im Laufe ihre Krankengeschichte kommen Betroffene nicht um anfänglich verwirrende Fachbegriffe und schlechte Erklärungen herum. Deswegen bemühen wir uns, ergänzend zum Arztgespräch mögliche Behandlungsmethoden sowie sonstige Verfahren einfach zu erklären. Uns ist wichtig, niemanden im Unklaren darüber zu lassen, was in und um seinen Körper herum passiert und ihn über seine Möglichkeiten aufzuklären.
Eine der häufigsten Nebenwirkungen bei der Behandlung von Prostatakrebs ist Impotenz. Viele Betroffene beschäftigt daher die Frage der Männlichkeit. Um herauszufinden und zu verstehen, welche Möglichkeiten es gibt, mit den herausfordernden Umständen der Impotenz zurechtzukommen, haben wir Mag. Thomas Fröhlich in seiner Rolle als professioneller Sexualberater sowie selbst Betroffener gebeten, seine Erfahrungen und Beobachtungen mit uns zu teilen. Seine Ansicht zum männlichen Orgasmus hat Mag. Fröhlich zudem in einem kurzen Essay erläutert.
Du bist im Rahmen Deiner Internetrecherche oder in einem persönlichen Gespräch auf den durchaus auffallenden Begriff „active surveillance“ gestoßen und daran interessiert, mehr darüber zu erfahren? Dann bist Du in diesem Artikel genau richtig! Im Folgenden erfährst Du, was es mit dieser Methode auf sich hat, warum sie auf erstem Blick fast schon verrückt erscheint und unter welchen Bedingungen sie überhaupt infrage kommt.
„Active surveillance“ ist Englisch und bedeutet übersetzt ganz ernüchternd „Aktive Überwachung“. Im klinischen Kontext versteht man darunter ein Behandlungskonzept von Patienten mit Prostatakrebs, bei der man lediglich in regelmäßigen Abständen (etwa alle drei Monate) den PSA-Wert kontrolliert, der Aufschluss über die Veränderung der Prostata gibt. Ist dieser Wert niedrig oder unauffällig, so ist bis zur darauf folgenden Kontrolle keine weitere Behandlung notwendig. Für den Fall, dass ein auffälliger Schwellenwert überschritten wird (indem sich zum Beispiel der übliche PSA-Wert verdoppelt) oder ein Patient die aktive Überwachung aus anderen Gründen abbrechen möchte, stehen ihm nach genauer Untersuchung Möglichkeiten zur Wahl, die einen Eingriff und/oder eine Behandlung erfordern, wie eine Prostatektomie, aber auch Hormon- oder Strahlentherapie.
Jetzt fragst Du Dich bestimmt: „Ist das denn überhaupt nicht fahrlässig, seinen Tumor jahrelang nur zu beobachten, ohne ihn zu bekämpfen?“ An diesem Punkt muss gesagt sein: Deine Skepsis ist durchaus berechtigt! Folgt man seiner Intuition, so fühlt sich das in der Tat wenig zielführend an. Warum ist die “active surveillance” dennoch eine der beliebtesten Behandlungen für Betroffene?
Ganz einfach: um zu verhindern, dass einer Person voreilig ihre Prostata entnommen wird oder um die Nebenwirkungen einer Strahlen- oder Hormontherapie zu vermeiden. Denn Fakt ist: Wer seinen Prostatakrebs bekämpft, verliert mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch Teile seiner Prostatafunktion. Indem eine Prostatektomie hinausgezögert oder gar verhindert werden kann, ist die aktive Überwachung also die beste Option, um seine Sexualfunktion sowie Kontinenz zu bewahren.
Was nämlich viele gar nicht wissen, ist, dass der Tumor bei 60% der Patienten selbst nach acht Jahren noch kein signifikantes Wachstum zeigt. Und für den Fall, dass jener doch wächst und ein gefährliches Ausmaß annimmt, ist immer noch eine Prostatektomie möglich. Ohne dem Krebs seine Gefährlichkeit absprechen zu wollen, muss man dennoch feststellen, dass sich die “active surveillance” als sichere und erfolgreiche Methode erwiesen hat und insofern weitaus weniger riskant ist, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Kurz gesagt: Ein Patient entscheidet sich zugunsten seiner Lebensqualität dafür, den Krebs - und damit auch seine Prostata möglichst lange zu behalten, muss allerdings bei jedem Kontrolltermin mit der Angst leben, potentiell negative Nachrichten erhalten zu können.
Voraussetzung für die aktive Überwachung ist die Verlässlichkeit des Patienten, regelmäßig zu den vereinbarten Terminen zu erscheinen, ein Tumorstadium von cT1 oder cT2a, ein PSA-Wert kleiner als 10 sowie ein Gleason-Score kleiner oder gleich 6, aber auch, dass die Gewebeprobe einer Stanzbiopsie maximal zur Hälfte aus Tumorzellen besteht und lediglich zwei von 12 Biopsien überhaupt Krebszellen enthalten.
Grundsätzlich sind das jedoch nur Empfehlungen. Denn die ausschlaggebende Entscheidung liegt letzten Endes immer bei den Patienten selbst. Wie schon oben erwähnt, trägt die aktive Überwachung nicht gerade zur Gewissheit bei, den Krebs besiegt zu haben. Für viele Betroffene kann das also sehr belastend sein, weswegen die Entscheidung ausschließlich dann getroffen werden sollte, wenn ein Patient selbst absolut davon überzeugt ist und sich damit sicher und wohl fühlt.
Falls Du Dich selbst in der schwierigen Situation siehst, Dich für oder gegen die “active surveillance” entscheiden zu müssen, kann es hilfreich sein, ein Gespräch mit Deiner persönlichen Onkologin bzw. Deinem Onkologen, Deiner Urologin bzw. Deinem Urologen, Deiner Psychologin bzw. Deinem Psychologen, Familie oder Freunden zu suchen. Auch Kontaktaufnahme zu Selbsthilfegruppen wie www.prostatakrebse.at in Österreich oder prostata-hilfe-deutschland.de in Deutschland können in Fragen wie diesen hilfreich sein und darüber hinaus die Gelegenheit bieten, sich allgemein über ein Leben mit Prostatakrebs auszutauschen.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und mit Expert:innen abzusichern. So erfolgte die Freigabe der Texte durch Dr. Melanie Hassler von der MedUni Wien. Dennoch dienen Artikel auf patiospots.com ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein Ärztinnengespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und ärztlich abgeklärt werden.
Quellen:
Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/therapie/active-surveillance.php (Abruf: 22.9.2022)
James R. Broughman, Ramsankar Basak, Matthew E. Nielsen, Bryce B. Reeve, Deborah S. Usinger, Kiayni C. Spearman, Paul A. Godley, Ronald C. Chen; Prostate Cancer Patient Characteristics Associated With a Strong Preference to Preserve Sexual Function and Receipt of Active Surveillance; JNCI Journal of the National Cancer Institute; https://www.researchgate.net/publication/320505728_Prostate_Cancer_Patient_Characteristics_Associated_With_a_Strong_Preference_to_Preserve_Sexual_Function_and_Receipt_of_Active_Surveillance (Abruf: 22.9.2022)
J Ryan Russell, M Minhaj Siddiqui; Active surveillance in favorable intermediate risk prostate cancer: outstanding questions and controversies (Abruf: 24.4.2023)
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35266907/
Hat der Tumor ein bestimmtes Stadium erreicht, scheint nicht selten die Prostatektomie - also die chirurgische Entfernung der Prostata - als chancenversprechendste Maßnahme zur Tumorfreiheit, hoffentlich bis zum Lebensende. Viele Betroffene erwägen diesen Schritt verständlicherweise mit viel Vorsicht, nicht zuletzt aus Respekt vor dem chirurgischen Eingriff selbst. Während auf die Notwendigkeit einer solchen Operation und damit möglicherweise einhergehende Nebenwirkungen leider niemand Einfluss nehmen kann, sollte man jedoch sehr wohl sicherstellen, die Zeit im Krankenhaus so angenehm wie möglich zu gestalten.
Wir haben das Gespräch mit Betroffenen gesucht, die diesen Eingriff bereits hinter sich haben und von ihnen viele wertvolle Ratschläge darüber erhalten, welche Gegenstände und sonstigen Vorbereitungen den bestmöglichen Komfort während Deines Aufenthalts im Krankenhaus garantieren und welche praktischen Lösungen bei so mancher Komplikation helfen können. Mit diesen Tipps aus erster Hand wirst also bestimmt auch Du für Deine OP vorbereitet sein und die Tage danach durchstehen!
Disclaimer: Im Text sind bestimmte Begriffe gelegentlich mit einem Link versehen, der zu einem Amazon-Link führt, um eine Vorstellung zu geben, was unter den genannten Dingen in etwa gemeint ist. Uns ist allerdings wichtig, anzumerken, dass die konkreten Artikel nicht von uns getestet wurden und wir für das Integrieren der Links auch in keiner Weise finanziell profitieren.
Die häufigsten Beschwerden, von denen Betroffene erzählen, stehen in Zusammenhang mit dem Katheter, der nach bzw. während der OP angelegt wird. Liegt er schlecht, kann das auf Dauer zu sehr intensiven Schmerzen führen. Dabei sollte das eigentlich nicht der Fall sein. Denn es ist meistens vermeidbar. Grundsätzlich gilt als besonders wichtig, zu vermeiden, mit dem Katheter anzustoßen bzw. am Katheterschlauch zu ziehen. Für diesen Zweck eignen sich insbesondere eigens dafür vorgesehene Tragebeutel, worin man den Katheter sicher legen und mittragen kann, wenn man ein paar Schritte gehen möchte. Alternativ dazu kannst Du Klebeband mitnehmen und ihn damit an Dein Bein binden bzw. Befestigungspflaster, die Du auf jeder urologischen Station bekommst, dafür nutzen. Im Prinzip ist dabei lediglich wichtig, dass der Schlauch des Katheters in einer kleinen Schleife anstatt in direkter Linie zum Penis hängt. Sicherheitshalber kannst Du auch ein K-Y-Jelly-Gel mitnehmen, falls diesbezüglich Komplikationen auftreten sollten. Ebenfalls ratsam ist an dieser Stelle, den Katheter bereits am ersten Tag gemeinsam mit der Krankenschwester an die bevorzugte Seite des Betts zu fixieren. Abhängig von deiner Schlafposition - insbesondere für Seitenschläfer - kann die Wahl der richtigen Seite ausschlaggebend für Deinen erholsamen Schlaf sein.
Darüber hinaus ist der Katheter normalerweise eher hinderlich, wenn es darum geht, seine Kleidung zu wechseln bzw. überhaupt etwas anderes zu tragen als das klinische OP-Nachthemd. Insofern ist es ratsam, sich bereits im Vorhinein Gedanken darüber zu machen. Als Alternative bieten sich hierbei zum Beispiel speziell dafür vorgesehene OP-Rehabilitations-Hosen mit Knöpfen an den Seiten oder ein eigenes, bequemes Nachthemd an.
Falls trotz allem an irgendeinem Zeitpunkt deines Aufenthalts Schmerzen auftauchen, zögere nicht, das in Anwesenheit der Krankenpfleger:innen anzumerken. Auf lange Sicht kann das ansonsten äußerst schmerzhaft werden, obwohl es eigentlich fast immer Lösungen gibt, um das zu reduzieren oder gar zu verhindern. So erzählt zum Beispiel ein Patient, die natürliche Form seines Glieds hätte durch das Befestigen des Katheters auf der falschen Seite einen internen Knick ausgelöst, der infolgedessen den Urinabfluss unmöglich machte. Das Problem konnte er folglich lösen, indem er die Seite wechselte. Nicht zuletzt zählt auch ein undichter Katheter zu den Routine-Problemen des Stationsaufenthalts. Das kann entweder, wenn auch eher selten, an einem verstopften Katheter oder aber an Blasenkrämpfen liegen, gegen die man anschließend ein Medikament bekommt. Übermäßige Schmerzen sind also niemals notwendig und sollten unbedingt thematisiert und behandelt werden.
Hast Du die OP erstmal bestanden, gilt: Geduld! Der menschliche Körper ist äußerst erholungsfähig, aber ein bisschen Zeit musst Du ihm trotzdem lassen. Spätestens nach einer Woche solltest Du Dich schon wesentlich besser fühlen. Lehn Dich also zurück und mach es Dir so bequem wie möglich - Dein Körper macht von hier weg die Arbeit für Dich. Vielleicht hast Du ja ein Wärmekissen oder ein Massagegerät, das Dir das übermäßige Liegen am Krankenbett erleichtert und angenehmer macht.
Es ist definitiv auch kein Fehler, sich infolge der OP sicherheitshalber auf eine Husteninfektion vorzubereiten. Egal, ob das die Folge der physischen Belastung der Narkose oder einfacher Raucherhusten ist: jegliche plötzliche Kontraktionen im Bauchbereich sind in der Situation äußerst unangenehm. In diesem Fall bewirken Hustenbonbons bereits Wunder. Dasselbe gilt übrigens auch für Lachen, Niesen und dergleichen. Hierfür kannst Du Dir auch einen zusätzlichen Polster mitnehmen, den Du dann auf Deine Schnittseite hältst, damit sie nicht weh tut. Ergänzend dazu sorgen sicherlich auch bepolsterte Unterhosen für mehr Komfort am Krankenbett.
Die wohl wichtigste Vorbereitung für die Prostatektomie ist, sich mental darauf einzustellen. In den Stunden vor der OP verdichten sich Zweifel und Aufregung in deinem Kopf. Es ist absolut in Ordnung, sich Gedanken über mögliche Nebenwirkungen etc. zu machen. Überschreiten Deine Gefühle jedoch die Schwelle zur Panik und es entsteht plötzlich eine große Unsicherheit über den bevorstehenden Eingriff, solltest Du die Besorgnis dringend einer Krankenschwester oder eine:m Arzt oder Ärztin gegenüber äußern. Ob Nervosität oder mehr als das: In jedem Fall ist es angenehm, seelische Unterstützung zur OP, optimalerweise sogar zum OP-Gespräch mitzunehmen. Häufig begleiten also ein:e Lebensgefährt:in oder ein:e Freund:in den Patienten in dieser teilweise sehr fordernden Zeit, um den entscheidenden Unterschied von Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit zu Wohlgefühl und Zuversicht auszumachen.
Aber auch in den Wochen und Monaten nach Deinem Krankenhausaufenthalt ist seelische Unterstützung sehr wichtig. Es braucht oft seine Zeit, ehe mögliche Beschwerden wie Schwierigkeiten mit dem Stuhlgang nachlassen und sich die allgemeine Situation verbessert. Zusätzlich zur unterstützenden Hand seiner Liebsten ist es daher auch ratsam, bereits im Vorhinein Kontakt zu anderen Betroffenen oder einer Selbsthilfegruppe aufzunehmen, um sich zu jedem Zeitpunkt über Erfahrungen auszutauschen. Hier erhältst Du häufig auch sehr wertvolle Tipps zu sehr spezifischen Problemen wie dem richtigen Umgang mit Schmerzmitteln, die unter Umständen suchtauslösend wirken können und im Optimalfall ausschließlich für Schlaf genutzt werden sollten.
Ebenso sollte Dir als Patient bewusst sein, dass die Zeit nach der OP neben der physischen und körperlichen Belastung auch viel psychische Ausdauer erfordert. Denn bis Du erfährst, ob der Eingriff wirklich erfolgreich war, kann über eine Woche vergehen. Während also Dein Körper langsam verheilt, wächst nicht selten der emotionale Stress in deinem Kopf. Es ist demnach sehr wichtig, sich bereits im Vorhinein Gedanken darüber zu machen, wie man sich während dieser Geduld fordernden Zeit am besten selbst beschäftigen kann, solange man auf die Pathologie-Ergebnisse wartet.
Abschließend kommen wir noch zu dem wohl einfachsten und gleichzeitig dennoch effizientesten Trick: Bereite Dich auf Deine OP vor, indem Du jeden Tag gehst oder Dich anderweitig bewegst. Fitness ist ein sehr essentieller Teil der Genesung. Gewöhne Dir bereits zuvor einen kurzen täglichen Spaziergang an, den Du dann nach Deiner Prostatektomie fortführst. Idealerweise erweiterst Du Deine sportliche Betätigung mit aerobem-, Kraft- und insbesondere Beckenbodentraining. Frage hier am besten bei deiner Ärztin oder deinem Arzt nach einer Empfehlung für eine:n Beckenboden-Trainer:in; oft gibt es dazu auch Angebot im ansässigen Krankenhaus. Dadurch kannst du bereits vor OP-Antritt nachweislich sowohl deine Kontinenz als auch den Verlauf des Eingriffs verbessern, da sich Dein Körper wesentlich schneller regeneriert. Auch ein Rauchverzicht in den Wochen vor der OP kann den Heilungsprozess beschleunigen.
Nun, selbstverständlich wirst Du unmittelbar nach Deinem Eingriff kaum die Energie haben, Dich viel zu bewegen. Es genügt daher vollkommen eine kleine Runde innerhalb der Krankenstation. Die Gesunden- und Krankenpfleger:innen freuen sich bestimmt, Dich munter anzutreffen. Vielleicht holst Du Dir einen Kaffee oder schaust einfach mal in den Garten. Auch von ärztlicher Seite wird stets zu ausreichender Bewegung, im Optimalfall bereits am ersten Tag nach der OP, geraten. Denn der gesundheitliche Aufschwung vieler bewegungsfreudiger Patienten zeigt, dass jenes bisschen Bewegung maßgeblich zu einer angenehmen physischen sowie psychischen Gesundheit beiträgt, weswegen bewegende Betätigung jedem empfohlen wird, der sich dazu nach seiner OP in der Lage fühlt.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und mit Expert:innen abzusichern. So erfolgte die Freigabe der Texte durch Dr. Melanie Hassler von der MedUni Wien. Dennoch dienen Artikel auf patiospots.com ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein Ärztinnengespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und ärztlich abgeklärt werden.
Quellen:
Bei der Hormontherapie, die gemäß der englischen Bezeichnung häufig als “ADT” abgekürzt wird, nehmen Betroffene Medikamente, um ihren Testosteronspiegel zu senken bzw. ihren Androgen-Wert systematisch niedrig zu halten. Das Wachstum von Prostatazellen wird nämlich normalerweise von der Menge des Hormons Testosteron gesteuert. Und eigentlich könnte sie genauso gut Antihormontherapie heißen. Denn die Idee hinter der Hormontherapie ist:
Bei Patienten mit einem Prostatatumor beschleunigt also im Normalfall das Androgen Testosteron dessen Wachstum. Um genau das zu verhindern, können sich Ärzt:in und Patient in gemeinsamer Absprache für eine Therapie entscheiden, bei der man durchgehend kontrolliert und beeinflusst, wie viel Testosteron im Körper ist. Für diesen Zweck gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Medikationsvarianten. Diese reichen von Tabletten sowie Nasensprays bis hin zu Injektionen und Implantaten. Dadurch unterdrückt man etwa das Signal im Gehirn, überhaupt Testosteron zu produzieren oder verhindert, dass es in die Zellen eindringen kann.
Wir haben gelernt, dass wir bei der Hormontherapie das Testosteron im Körper eines Betroffenen reduzieren möchten. Auf welche Weise ist das also möglich?
Die effektivste Möglichkeit, die Produktion des Hormons einzustellen, ist die sogenannte Orchiektomie, bei der die Hoden des Patienten entfernt werden. Dabei nimmt man dem Körper im Prinzip die Fabrik des Hormons. Das geschieht zwar weitestgehend schmerzfrei und lediglich unter lokaler Betäubung, ist allerdings eine irreversible Kastration, wodurch Betroffene auf Dauer die Fähigkeit verlieren, Kinder zu zeugen. Die Methode ist im Allgemeinen, je nach Alter und Lebenssituation, also eher unbeliebt.
Man kann sich LHRH-Antagonisten in etwa wie Falschgeld vorstellen, das man in riesigen Mengen in ein funktionierendes Wirtschaftssystem schleust. Dein Körper versucht dann, bei den GnRH-Rezeptoren in unserem Gehirn Testosteron zu “kaufen”. Aufgrund des plötzlichen Währungsüberschusses wird die Produktion von Echtgeld eingestellt, während der Hypothalamus, wo dieser Kauf stattfindet, aber bei genauerer Kontrolle das Falschgeld bemerkt und ablehnt, wodurch das Hormon kaum noch erfolgreich gekauft werden kann. Ähnlich wie der österreichische Finanzminister braucht unser Körper dabei bis zu sechs Monate, ehe er auf solch ein Problem reagiert. Bis dahin schleust man einfach wieder neues Falschgeld ins System und wiederholt den Vorgang.
Eingenommen werden LHRH-Antagonisten in Form von Spritzen im Bereich des Unterbauches, des Po- oder Oberschenkel-Muskels.
Dem Körper LHRH-Agonisten in Form von Injektionen, Implantaten oder Nasensprays zu geben, ist vergleichbar damit, eine Pflanze zu gießen. Unser Körper nutzt sie in erster Linie, um Testosteron zu produzieren. Wie du vielleicht bemerkst, ist das genau das Gegenteil dessen, was man eigentlich damit erreichen möchte. In den ersten Wochen nach Einnahme von LHRH-Agonisten steigt nämlich sogar unser Hormonspiegel. Das ändert sich allerdings rasch: Genauso wie man eine Pflanze zu häufig gießen kann, wirkt sich auch ein LHRH-Überschuss negativ auf die Testosteronproduktion aus. Ab einem gewissen Punkt nimmt unser Körper also kaum mehr Agonisten (das sind Moleküle im Körper, die die Produktion stimulieren) an und produziert kein Testosteron mehr.
Bei einer Behandlung mit Antiandrogenen, die meist in Form von Tabletten erfolgt, ist der Körper nach wie vor in der Lage, Testosteron zu “kaufen” und zu produzieren. Für die erfolgreiche Entfaltung des Hormons muss es aber logischerweise erstmals überhaupt in seine Zielregionen wie Prostatazellen gelangen. Der Vorgang klingt also so irrwitzig wie simpel: Nimmt ein Patient ein entsprechendes Medikament zu sich, blockieren die Antiandrogene ähnlich wie politisch engagierte Klimaprotestler die Straßen, die zur Ablagestelle des Testosterons führen. Dadurch kommen keine Androgene in der Zelle an und sie kann nicht weiter wachsen.
Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Medikamente, die auf unterschiedlichste Weise die Produktion von Testosteron verhindern, indem sie molekulare Signalwege blockieren. Zum Beispiel manipuliert Abirateron, das ebenfalls als Tablette eingenommen wird, aktiv die Produktion von Androgenen. Konkret wird dabei das Enzym CYP17A1 davon abgehalten, seine Arbeit zu verrichten. Dadurch werden wichtige Schritte im Aufbau von Androgenen verhindert und die Menge an Testosteron im Blut sinkt.
Die Hormontherapie wird oft begleitend nach einer Prostatektomie oder zusätzlich zur Strahlentherapie verschrieben, kann aber auch als eigenständige Behandlung durchgeführt werden. Dabei unterscheidet man abseits der Prostatektomie zwischen der kontinuierlichen und der abwechselnden Variante der Methode, die sich im Prinzip lediglich darin unterscheiden, wie häufig Medikamente eingenommen werden müssen. Während man bei der kontinuierlichen Hormontherapie in regelmäßigen Abständen wie z.B. in 3-Monats-Intervallen das Medikament teils prophylaktisch zu sich nimmt, geschieht das bei der abwechselnden Variante immer erst reaktiv, wenn ein bestimmter PSA-Schwellenwert erreicht wird. In einer Befragung von 36 kanadischen Prostatakrebs-Patienten sprachen sich dabei 89% der Teilnehmer für die abwechselnde Variante aus. Sie scheint also deutlich beliebter, wohl auch deswegen, weil sie in der Regel eine seltenere Einnahme von Medikamenten erfordert.
Mit Ausnahme der Prostatektomie sind die Nebenwirkungen aller aufgezählten Varianten nur temporär, das heißt, sie verabschieden sich nach Beendigung der Therapie wieder. Zu rechnen ist mit Hitzewallungen, Müdigkeit, Brustempfindlichkeit, geringem Sexualtrieb, erektiler Dysfunktion (Potenzstörung), Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen. Letzteres kann bei bereits bekannten Vorerkrankungen problematisch sein, da sie unter Umständen das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko deutlich erhöht. Grundsätzlich kann man also sagen, die Nebenwirkungen ähneln in ihren Symptomen sehr denen der Wechseljahre bei der Frau. Ein sehr zentrales Problem ist darüber hinaus, dass der Krebs langfristig eine Resistenz gegen die genannten Medikamente entwickeln kann, woraufhin dann auf eine andere Therapie umgestiegen werden muss.
Ob und in welcher Form eine Hormontherapie erfolgversprechend ist, entscheidet in jedem Fall Dein:e persönliche:r Ärzt:in gemeinsam mit Dir. Empfehlenswert ist im Behandlungsgespräch, nach den Nebenwirkungen spezifischer Medikamente zu fragen und Dir ein Verständnis darüber anzueignen, was in Deinem eigenen Körper während solch einer Therapie passiert und welchen Risiken Du dabei ausgesetzt bist.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und mit Expert:innen abzusichern. So erfolgte die Freigabe der Texte durch Dr. Melanie Hassler von der MedUni Wien. Dennoch dienen Artikel auf patiospots.com ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein Ärztinnengespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und ärztlich abgeklärt werden.
Quellen (zuletzt abgerufen am 24.4.2023):
Die Prostata ist ein wichtiges männliches (Geschlechts-)Drüsenorgan unterhalb der Blase. Sie stellt dadurch die Verbindung zwischen Harnblase und Harnröhre und ist durch Samenleiter mit den Hoden verbunden. Ihre primären Aufgaben sind die Produktion von Prostatasekret, das im Weiteren zu einem Anteil von etwa 30% der Spermienflüssigkeit beigemengt wird und so bewirkt, dass sich das aufgrund der zähen Samenflüssigkeit anfänglich unbewegliche Sperma verflüssigt und sich im Rahmen der weiblichen Befruchtung in Richtung des Eileiters fortbewegen kann, sowie die Lagerung und Ejakulation der Spermien während des Orgasmus in Form der Kontraktion der Prostata und des Samenleiters. Sie ist darüber hinaus wesentlich für die Blasenleerung und fungiert als Weiche, die je nach Erektion des Penis entweder für Urin oder für Sperma geöffnet ist.
Die Frage, ob auch in Frauen ein homologes Äquivalent zur Prostata beschrieben werden kann, ist aktueller Gegenstand der Forschung. Die hohe Konzentration des prostataspezifischen Antigens (PSA) und die histologische sowie immunhistochemische Ähnlichkeit der Paraurethraldrüse im weiblichen Körper legen zwar nahe, sie mit der männlichen Prostata zu vergleichen. Vor allem Unklarheiten bezüglich der funktionellen Anatomie, physiologischen Rolle und des entwicklungsbiologisch-embryologischen Ursprungs erschweren jedoch eine klare Beantwortung dieser Frage. Im Rahmen der Prostatakrebsbehandlung spielt sie jedenfalls keine Rolle. Tumore in der Paraurethraldrüse werden nicht als klassisches Prostatakarzinom definiert.
Tritt ein Prostatakarzinom auf und erreicht es ein für den Patienten wahrnehmbares Ausmaß, äußert sich das symptomatisch in Schwierigkeiten zu Beginn des Urinierens bis hin zur gänzlichen Unfähigkeit zu demselben (Harnverhaltung), in einem vermehrten Harndrang (insbesondere nachts), schwachem oder unterbrochenem Harnfluss, einer schmerzhaften Ejakulation sowie durch Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit. Prostatakrebs ist eine Alterserkrankung. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 72 Jahren. Vor dem 50. Lebensjahr ist das Auftreten des Tumors selten. Zudem gibt es eindeutige genetische Risikofaktoren, die die Erkrankung an einem Prostatatumor begünstigen. So sind etwa 5 – 10% aller Erkrankungen auf monogenetisch vererbte (autosomal dominante) Ursachen zurückzuführen. Verglichen zu vielen anderen Tumorarten ist die kumulierte relative 5-Jahres-Überlebensrate beim Prostatakarzinom mit 92% sehr hoch, weswegen sich seine Diagnose nur selten als akute Notsituation, sondern zumeist eher in einem chronischen Krankheitsverlauf äußert.
Ist der Tumor lokal begrenzt, werden abseits der Active Surveillance zumeist Brachytherapie, fokale Therapie oder die radikale Prostatektomie zur Behandlung eingesetzt. Erreicht er jedoch ein metastasierendes, hormonsensitives oder kastrationsresistentes Stadium, verbleibt neben der Chemotherapie lediglich die nicht kurative Androgendeprivationstherapie als Methoden zur gesamtheitlichen Bekämpfung und Hinauszögerung des Tumorwachstums. Dabei wird entweder durch eine Orchiektomie oder die Einnahme oraler, subkutaner (Injektion und Implantation) sowie nasaler Medikamente der Testosteronspiegel gesenkt, um das Wachstum jeglicher Prostatazellen – also auch Prostatakarzinomzellen – einzudämmen. Das gelingt molekular betrachtet auf sehr unterschiedliche Herangehensweisen, die im weiteren Verlauf der Arbeit erläutert werden.
Aus medizinisch-physiologischer Sicht scheint die Sache recht klar: Der männliche Orgasmus äußert sich in rhythmisch-reflexartigen Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur, die für ungefähr drei bis zwölf Sekunden anhalten. Das Sperma (= Ejakulat) ist eine Flüssigkeitsmischung aus Spermien, die aus den Hoden stammen, sowie aus Sekreten der Prostata, Nebenhoden und Samenbläschen. Bei einem Orgasmus stößt der Mann ungefähr 2 bis 5 Milliliter Ejakulat aus – darin sind bis zu 300 Millionen Spermien enthalten. Und aus dieser Vielzahl von Spermien kann dann tatsächlich das eine oder andere Spermium auch eine Eizelle befruchten, egal ob gewollt oder ungewollt. Somit kann der männliche Orgasmus den Mann auch zum biologischen Vater machen. Viele Männer haben jedoch auch eine soziale Vaterrolle angenommen, sodass es keine genaue Zahl darüber gibt, wie viele Männer sich in Österreich auch als Väter verstehen. Zwischen 1% (sechs Monate oder mehr Monate) bis 10% (weniger als drei Monate) der Männer gehen dann auch tatsächlich in Karenz. Aber zurück zum männlichen Orgasmus.
Der männliche Orgasmus ist zumeist ein kurzes, aber auch intensives Vergnügen – in der Dauer eines Wimpernschlags liegt ganz viel Glückseligkeit, und danach, bedingt durch die Ausschüttung des Botenstoffes Oxytocin, stellt sich ein befriedigendes Gefühl sowie eine innige Verbundenheit mit dem/der Partner:in ein. Natürlich variiert der männliche Orgasmus von Mann zu Mann – alles hängt von verschiedenen Lebensstilfaktoren, der jeweiligen Gesundheit sowie auch beispielsweise von beruflichen Rahmenbedingungen ab. Aber prinzipiell stärkt jeder Orgasmus das Immunsystem und reduziert Stress, obgleich beim Onanieren oder beim Geschlechtsverkehr. Der männliche Orgasmus ist ein Teil des gesunden Männer-Selbstverständnisses und letztendlich ein wichtiger Beitrag in der Gesundheitsprävention.
Was aber passiert mit dem männlichen Orgasmus nach einer radikalen Prostatektomie, wenn aufgrund eines Prostatatumors die gesamte Prostata mitsamt ihrer Samenblasen entfernt werden muss? Die Bewältigung möglicher Begleiterscheinungen wie beispielsweise Erektionsbeeinträchtigungen oder der „trockene Orgasmus“ stellen jeden betroffenen Mann vor eine hohe persönliche Herausforderung. Der trockene Orgasmus bedeutet, dass dieser ohne Ejakulat passiert, d.h. man(n) kann mit dem Penis kein Sperma durch die Harnröhre herausschleudern und, bedingt durch die Entfernung der Samenbläschen, ist man(n) dauerhaft zeugungsunfähig.
Wenn man als Mann eine Prostatakrebserkrankung zu bewältigen hat, sind die Herausforderungen vielfältig. Von Inkontinenz bis Impotenz reichen die Themen, neben den klassischen Fragen zu OP-Techniken, von REHA-Möglichkeiten bis hin zur männlichen Sexualität, sprich: Ist ein aktives Liebesleben weiterhin möglich? Und wie konkret funktioniert „das“ mit einem trockenen Orgasmus? Letzteres ist wahrscheinlich jedem Mann doch vertraut – wer hat es noch nicht erlebt, dass nach dem zweiten oder dritten Mal beim Geschlechtsverkehr in schneller Folge das Ejakulat ausbleibt bzw. weniger wird. Das wohlige Gefühl des Orgasmus, das Kribbeln im Bauch über das kleine Becken bis in den Hodensack lässt sich vom reduzierten Ejakulat jedoch kaum beeindrucken - es bleibt warm und intensiv. Oder gilt es für einen Mann nur dann als richtiger Koitus, wenn Sperma „fließt“? Gehört zum intensiven Gefühl des Orgasmus auch unbedingt das Loslassen im Sinne des Abspritzens dazu?
Der trockene Orgasmus stellt per se kein gesundheitliches Problem dar – er ist eine normale Variante, kann aber mitunter ein psychisches Unwohl-Sein auslösen, wenn es dem Mann fremd und ungewohnt ist, offen über seine Sexualität zu sprechen, oder sich gegenüber seiner/seinem Partner:in zu öffnen. Feuchte Träume mögen der Vergangenheit angehören, doch erotische Träume werden keinesfalls ausbleiben. Wichtig ist, dass man(n) sich weiterhin als vollwertiger Mann fühlt und annimmt. Eine (Prostata-)Krebserkrankung ist immer eine Zäsur im Leben eines Mannes, doch birgt zugleich auch die große Chance, Veränderungen anzugehen und altgewohnte Abläufe zu verändern. Dort, wo der Penis im Laufe eines Männerlebens zuhäuf zu einem „erotischen Blitzableiter“ verkommt, bietet die Prostatakrebserkrankung tatsächlich die Chance, sein eigenes Liebesprogramm neu zu konfigurieren. Natürlich gehört es dazu, den eigenen Testosteronspiegel genau zu beobachten, weil manche Tumore hormonabhängig sind. Zudem sollte auch mit den operierenden Ärzt*innen über mögliche Nervenschädigungen, die bei der Operation auftreten könnten, gesprochen werden, weil diese für Komplikationen verantwortlich sein können. Wenn dann alle Risikofaktoren besprochen und in Relation zu einem erfüllbaren Sex(er)leben gesetzt werden konnten, steht – im wahrsten Sinn des Wortes – dem Mann nichts mehr im Weg, außer er selbst. Es macht daher auf alle Fälle Sinn, sich mit anderen betroffenen Männern auszutauschen, sei es bei einen der zahlreichen Selbsthilfeorganisationen oder in einer begleitenden sexualpädagogischen Gesprächsgruppe. Dort kann man(n) jedenfalls viel über sich kennenlernen, sich mit anderen Männern austauschen und auch viel Neues über Sex erfahren. Man(n) ist nie zu alt, um „Let´s talk about sex …“ zu beginnen.
Männliche Sexualität ist gesund und vital, sie ist schön und macht Spaß. Aber es kann auch zu Problemen kommen, u. a. durch erektile Dysfunktion (ED). Dies bezeichnet die Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen bzw. diese für den Geschlechtsverkehr ausreichend aufrechtzuerhalten. Die Auswirkungen des „trockenen Orgasmus“ oder jene durch eine erektile Dysfunktion sollten dem Mann aber den Zugang zur eigenen, aktiven Sexualität nicht erschweren oder verunmöglichen. Sexualität ist kein Leistungssport, sie ist keine Ersatzdroge für andere Unzulänglichkeiten. Sexualität ist Kommunikation, sie ist unsere intimste Körpersprache und sie ist vor allem auch die Sprache zu uns selbst. Sex mit anderen sowie Sex mit uns selbst ist daher immer auch eine Begegnung, aus der wir Kraft und Zuversicht schöpfen können. Der Prostatakrebs mag uns betroffenen Männern zwar die eine oder andere gewohnte sexuelle Ausdruckskraft nehmen, aber man(n) kann sich auch neue lustvolle Ebenen erarbeiten.
Kurzum – der OrgasMUSS sollte als ein OrgasKANN verstanden werden. Dann klappt es wieder mit dem sexuellen Höhepunkt in einer anderen, neuen Dimension. Man(n) sollte sich darauf freuen. Denn der Weg dorthin ist mit viel Übung und Vergnügen verbunden. Und so schwer er auch manchmal sein mag: Er lohnt sich.
Mag. Thomas Fröhlich, MA
Wien, am 15.12.2023
Operative Eingriffe mittels ferngesteuerter Roboter? Die DaVinci-Methode macht’s möglich! Bereits seit einigen Jahren werden in progressiven Krankenhäusern Prostatektomien (=Prostata-Entfernungen) auf diese Weise durchgeführt. Wie genau das funktioniert, berichtet Jonas in diesem Video.
Hier folgt bald ein Leitfaden zur Beantragung des Behindertenpasses!
Unter der radikalen Prostatektomie versteht man die operative Entnahme der Prostata. Mit der Entfernung des gesamten Organs soll auch der Tumor gänzlich entfernt werden – vorausgesetzt, der Krebs hat sich noch nicht durch Metastasen ausgebreitet.
Maßgeblich relevant für die Entscheidung einer radikalen Prostatektomie sind der PSA-Verlauf, Gleason-Score, also die Biopsie-Ergebnisse, der Allgemeinzustand des Patienten und das beobachtete Verhalten sowie die Eigenschaften des individuellen Tumors bei Active Surveillance. Häufig wird sie als anschließende Behandlungsoption für Patienten mit aktiver Überwachung angeboten, deren Prostatakarzinom bedenkliches Wachstum aufzeigt und Gefahr läuft, fortzuschreiten. Ideal geeignet ist die Methode für ansonsten gesunde Patienten mit einer Lebenserwartung von über 10 Jahren mit lokal begrenztem Tumor (≤T2). Auch Betroffene mit lokal fortgeschrittenem Tumor kommen für die radikale Prostatektomie in Frage, müssen allerdings in vielen Fällen für eine vollständige Bekämpfung noch weitere multimodale Therapiekonzepte in Anspruch nehmen.
Die radikale Prostatektomie kann auf sehr unterschiedliche Weisen durchgeführt werden. Im Wesentlichen lassen sich drei Methoden unterscheiden:
Offene Operation: Hierbei schneidet die Chirurgin den Unterbauch auf, um auf direktem Weg die Prostata zu erreichen. Durch einen einzigen großen Unterbauchschnitt, der sich etwa 10 - 12 Zentimeter vom Schambein bis zum Nabel erstreckt, erhält sie direkten Zugang zum Organ und kann es auf herkömmliche Weise entfernen. Die offene Operation gilt allgemein als die konservativste und ursprünglich häufigste Variante, die allerdings in den letzten beiden Jahrzehnten zunehmend schrittweise von anderen Operationstechniken abgelöst wird.
Laparoskopische Operation: Bei dieser Methode verzichtet die Operateurin auf einen länglichen Schnitt entlang des Unterbauchs, indem stattdessen nur punktuell an ein paar Stellen ins Gewebe eingedrungen wird, um auf diesen Weg mit den notwendigen OP-Utensilien in den Bauchraum zu gelangen. Statt einer großen länglichen, hinterbleiben hier also wenige kleine Narben. Durchgeführt wird sie dabei wie die offene Operation in unmittelbarer Nähe zum Patienten.
Roboter-assistierte Operation (RALP): Auch jede roboterunterstützte Operation ist laparoskopisch. Der wesentliche Unterschied zu den anderen beiden Varianten ist hier die Nutzung eines Roboters. Das gängigste Modell stellt dabei das Da-Vinci-Operationssystem vom Hersteller “Intuitive” dar, bei dem man zwischen dem Si- und dem Xi-System unterscheidet. Letzteres ist die neuartige und günstigere Version mit tendenziell besserer Heilung. Prinzipiell gibt es zwar auch andere vergleichbare Geräte, in Österreich wird allerdings nur genanntes Da-Vinci-System verwendet. Vorstellen kann man sich das in etwa so: Die Chirurgin setzt sich an eine Konsole, bei der sie ihre Stirn an eine Art befestigte 3D-Brille drückt, durch die sie aus unmittelbarer Perspektive einer kleinen, aber scharfen Kamera sehen kann. Folglich führt sie ihren Daumen und Zeigefinger in eine Art Sattel an zwei mit dem Gerät verbundene Controller, mittels welcher sie ihr OP-Besteck bedient. Die Hände der operierenden Ärztin befinden sich nun also nahezu losgelöst auf Brusthöhe, wodurch ihr jede Menge Freiraum gegeben ist. Bewegt sie nun also ihre Hände und Finger, so überträgt sich das auf ihre nun erworbenen "Roboterarme". Mithilfe ihrer Beine kann sie währenddessen jederzeit die Kameraperspektive verändern. Anbei ein kurzes Video zum DaVinci-Roboter:
Im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte gewann das roboterassistierte Operationsverfahren insbesondere in Österreich an Bedeutung und gilt mittlerweile als der Goldstandard. Entscheidende Vorteile der RALP gegenüber des Ursprungsverfahrens ist die akkurate und umfassende Handhabung des OP-Werkzeugs, was den Operierenden ermöglicht, aus ansonsten unmöglichen Winkeln und Positionen heraus zu handeln. Weiters gleicht das System das natürliche Zittern der Chirurgen aus, indem es einstellen kann, dass eine tatsächliche Handbewegung von 10 Zentimetern zum Beispiel lediglich eine einzige Zentimeter-Verschiebung des Roboterarms bewirkt. Das funktioniert im Prinzip sehr ähnlich wie der Mauszeiger eines Computers, der sich ja ebenfalls nicht im exakt selben Ausmaß bewegt wie die tatsächliche Hand auf der Tischablage. Je nach benötigter Genauigkeit kann das also nach Belieben am Da-Vinci-Gerät eingestellt und angepasst werden.
Darüber hinaus zeigen Studien, dass die laparoskopische und roboterassistierte Operation gegenüber der offenen Operation klare Vorteile zugunsten eines niedrigeren Blutverlusts, geringerer Bluttransfusion sowie kürzerer Dauer des Krankenhausaufenthalts aufgrund schnellerer Genesung aufweisen. Folglich fasst auch der langjährige Primar und Leiter der Abteilung für Urologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen Dr. Wolfgang Loidl die derzeitige Situation zusammen:
“Die roboterunterstützte Operationstechnik hat aufgrund seiner [sic] hohen Präzision und Sicherheit in den USA die konventionelle laparoskopische Prostataentfernung nahezu vollständig und die offene Operation bereits weitgehend verdrängt."
Einzig achten sollte man darauf, dass der behandelnde Chirurg bereits Erfahrung mit Robotersystemen hat. Denn es ist deutlich, dass geübte Ärzte den besten Erfolg aufzeigen. So hat zum Beispiel Dr. Loidl selbst über 1400 RALPs durchgeführt, was ihm die ausgezeichnete Fähigkeit verleiht, unterschiedlichste OP-Situationen richtig einzuschätzen und möglichst minimalinvasiv zu lösen. In all der Fülle seiner Patienten war dabei zudem keine einzige Blutkonserve nötig und es kam lediglich ein einziges Mal zu einer Konversion, was bedeutet, dass die RALP inmitten der OP abgebrochen und auf eine offene Operation ausgewichen werden musste.
Die Prostata ist ein wichtiges Organ, das wesentlich zu einer funktionierenden und gesunden Kontinenz sowie Potenz beiträgt. Die Entnahme der Prostata ist ein irreversibler Vorgang, der meist mit einer Einschränkung dieser Funktionen einhergeht. Während man Inkontinenz mittlerweile bereits aufgrund einer sehr genauen und feinen Präparationstechnik recht gut im Griff hat, sieht das bei Impotenz derzeit leider noch anders aus. So betont etwa der Linzer Urologe Dr. Sommerhuber zwar sein Vertrauen in die Fähigkeiten der behandelnden Ärzte in den umliegenden Spitälern, möchte aber klarstellen, dass die Potenz bei nahezu allen Patienten nach ihrer Prostatektomie beeinträchtigt ist. In einer Befragung aus 306 Patienten, die zwischen April 2022 und 2023 durchgeführt wurde, gaben lediglich 6% der Betroffenen an, keine negative Veränderung bezüglich ihrer sexuellen Fähigkeiten bemerkt zu haben. Vollständigkeitshalber muss erwähnt sein, dass erektile Dysfunktion in manchen Fällen durch eine Neurapraxie begründet ist, bei der sich die verletzten Nerven noch Jahre später erholen können – eine postoperative Verbesserung zeigt sich dennoch lediglich bei etwa einem Viertel aller Patienten. Im Hinblick auf das allgemeine gesundheitliche Risiko stuft er die OP insgesamt als durchaus einschneidenden Eingriff mit allerdings gut abschätzbarem perioperativem (= nach der Operation) Risiko ein – vorausgesetzt man entscheidet sich für eine kompetente Ärztin bzw. einen kompetenten Arzt.
Zusammengefasst kann man also sagen, dass die radikale Prostatektomie eine äußerst effiziente Behandlungsmethode ist, um lokal begrenzte Tumore zu bekämpfen. Allerdings treten nicht selten Nebenwirkungen auf, die in manchen Fällen nur bedingt gelöst werden können und Betroffene in ihrer Lebensqualität einschränken. Viele Patienten entscheiden sich aus diesem Grund zuvor für alternative Behandlungen wie aktive Überwachung, Watchful Waiting oder Strahlentherapie – in der Hoffnung, Impotenz und Inkontinenz als unerwünschte dauerhafte Begleiterscheinungen zu verhindern. Seit 2021 kann in Österreich unter bestimmten Bedingungen auch die noch wenig geprüfte fokale Therapie angeboten werden, in der nur das Krebsgewebe entfernt wird, während der Rest der Prostata so weit wie möglich unversehrt bleibt.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und durch Fachkundige abzusichern. So erfolgte die Freigabe der Texte durch den in Linz niedergelassenen Urologen Dr. Sommerhuber. Dennoch dienen Artikel auf patiospots.com ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein ärztliches Gespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und medizinisch abgeklärt werden.
Quellen (zuletzt abgerufen am 11.5.2023):
Wir, das studentische Team von PATIO, haben die Besucher der Wiener Weihnachtsmärkte dazu befragt, was sie über die Prostata wissen und durften dabei auf sehr spannende und lustige Antworten stoßen!
Prostatakrebs ist für Betroffene oftmals eine einschneidende Veränderung in das gewohnte Leben. Umso größeres Vertrauen wir darum in die Hände behandelnder Ärzte und Ärztinnen gelegt. Wir von PATIO haben deswegen das Gespräch mit Univ.-Prof. Dr. Shahrokh Shariat, dem Leiter der Wiener Universitätsklinik für Urologie, gesucht, um ihn zu seinen Erfahrungen mit Prostatakrebs zu befragen und dabei sehr spannende sowie aufschlussreiche Antworten bekommen:
Selbsthilfegruppen sind mit die besten Anlaufstellen, um sich infolge seiner Krebsdiagnose erstmals ausführlicher über die Erkrankung zu informieren und um verstehen zu lernen, was es bedeutet, einen Tumor in sich zu tragen. Als Vorstandsmitglied der Selbsthilfegruppe Prostatakrebse und Angehörige eines verstorbenen Prostatakrebs-Betroffenen ist Helga Platzer regelmäßig mit Neu-Erkrankten konfrontiert und leistet wertvolle Aufklärungsarbeit. Weil wir diese Arbeit für außerordentlich wichtig und ihre Sichtweise für besonders interessant halten, haben wir Helga zum Gespräch eingeladen, um sie zu ihren Erfahrungen mit Prostatakrebs zu befragen:
Wer steckt eigentlich hinter der Initiative PATIO? Was ist die Idee hinter dem Projekt? Welche Ziele verfolgt PATIO? Im ersten Teil unserer Interview-Reihe haben wir Univ.-Prof. Dr. Markus Mitterhauser, den Gründer von PATIO, zu Wort gebeten und zu seinen Erwartungen sowie seiner Vision befragt und sehr spannende Antworten bekommen:
Inkontinenz bereitet vielen Prostatakrebs-Betroffenen als zentrales Thema nach einer Prostatekotimie große Sorgen. Wir von PATIO haben Stoma-Schwester Daniela in der Wiener Universitätsklinik für Urologie besucht und zu ihren Erfahrungen befragt und sehr spannende sowie aufschlussreiche Antworten bekommen:
Prostatakrebs ist für Betroffene oftmals eine einschneidende Veränderung in das gewohnte Leben. Umso größeres Vertrauen wir darum in die Hände behandelnder Ärzte und Ärztinnen gelegt. Wir von PATIO haben deswegen Urologin Dr. Melanie Hassler in der Wiener Universitätsklinik besucht und sie zu ihren Erfahrungen mit Prostatakrebs befragt und dabei sehr spannende sowie aufschlussreiche Antworten bekommen:
Die präoperative Beratung im Rahmen der Prostatektomie ist nach wie vor eine sehr junge Entwicklung, die längst noch nicht in allen Krankenhäusern angekommen ist. Grund dafür war lange Zeit das Bedenken vonseiten der Krankenhäuser, Patienten könnten infolge ihrer Aufklärung eine spontane Angst vor ihrer OP entwickeln und sie infolgedessen ablehnen. Dass diese Sorge nicht nur unbegründet, sondern die Beratung sogar im Gegenteil in den allermeisten Fällen vielmehr ein Gefühl von Sicherheit anstelle von Angst vermittelt, erklärt Kontinenz- und Stomapflegerin Eva Semijalac in ihrem Interview mit PATIO.
Wer sind Sie?
Ich bin eine diplomierte Gesundheitskrankenschwester mit der Zusatzausbildung als Kontinenz- und Stomaberaterin. Ich mache das seit 1990 (damals auf der Neurologie) bzw. seit 1998 als Stoma-Schwester.
Was macht eine Kontinenz- und Stomaberaterin?
Kontinenz- und Stomaberaterin ist jemand, die die Leute berät; die sie schult; all jenen, die Harn- und Stuhlproblematiken aufzeigen oder die künstliche Ausgänge für Stuhl- und Harn bekommen.
Welchen Herausforderungen stellt man sich als Kontinenz- und Stomaberaterin?
Es ist ganz schwierig, weil jede:r anders ist. Man sieht den Patienten die Belastung an, dass sie ihre eigene Harnausscheidung nicht mehr selbst bestimmen können – dann wird’s schwierig vor allem für die Patienten selber, teils, weil sie sich in ihre früheste Kindheit zurückgesetzt fühlen.
Wenn Sie an einen schwierigen Patienten denken, woran denken Sie?
Ich hab‘ eigentlich keine schwierigen Patienten, nein. Ich fange die Patienten dort auf, wo sie sich gerade befinden und versuche, sie wieder auf ihren Lebensweg zu bringen. Die Patienten sind eigentlich nie schwierig… oder ganz selten! Die Situation sehr wohl, insofern, als dass sie emotional belastend ist.
Was geht in den Patienten nach der Diagnose vor?
„Das Leben ist vorbei. Ich kann nicht mehr bei der Haustür raus, kann nicht arbeiten gehen und keinen Sport mehr treiben.“
Wie können Sie Patienten mit Inkontinent konkret unterstützen?
Erstens indem wir beratend einwirken und aufzeigen, dass es eben auch Hilfsmittel gibt. Insbesondere für die Erstphase, damit sie sich wirklich normal kleiden können; damit sie das Haus verlassen können; dass man etwas dagegen tun kann – mit Beckenbodentraining oder Elektrostimulation – es gibt viele Dinge, die man gegen Inkontinenz tun kann. Aber man muss das Ganze langsam auf den Weg bringen, und das dauert halt einfach Zeit bis das wirkt. Beckenbodentraining ist nicht mit zwei Mal Üben vollendet.
Wie lange dauert Beckenbodentraining?
Am besten, wenn Sie wirklich in eine richtige Gruppe gehen für Beckenbodentraining; dass sie konsequent diese Übungen machen und es kommt auch ganz darauf an, welche Ursache die Inkontinenz hat. Man kann auch vor der OP bereits Beckenbodentraining machen, damit der Schließmuskel schon im Vorhinein trainiert ist.
Was können Patienten tun, um vor/nach einer OP fit zu sein?
Es gilt all das, was auch für jeden gesunden Menschen gut ist. Viel Bewegung, gute Ernährung und Beckenbodentraining, kann man in jedem Alter durchführen.
Was nützt Beckenbodentraining?
Dass der Schließmuskel kräftig bleibt, es fördert die Durchblutung und somit wieder auch die Potenz. Es bringt immer etwas, beiden Geschlechtern, in jedem Alter.
Worauf können Patienten mit Inkontinenz in ihrem Alltag konkret achten?
Die konkreten Tipps sind: Beim Heben immer in die Knie gehen, den Rücken schonen und bevor man wieder aufsteht, während des Ausatmens den Beckenboden anspannen, so wie wenn man den Harnstrahl zurückzuhalten versucht.
Kann Niesen und Husten für Patienten zum Problem werden?
Wenn sie eine Belastungsinkontinenz haben schon. Das haben viele Frauen schon im jungen Alter oder nach Geburten – immer dann, wenn der Schließmuskel einfach zu schwach ist. und auch Prostatakrebsbetroffene haben oft diese Belastungsinkontinenz.
Wofür wird Elektrostimulation eingesetzt?
Elektrostimulation kann man sowohl für Belastungs- als auch für Dranginkontinenz einsetzen. Dafür gibt’s unterschiedliche Elektroden, Penisklebeelektroden, Vaginalelektroden, Analelektroden, je nachdem – und dann kann man das einfach einstellen. Mittlerweile gibt’s auch Geräte mit Biofeedback, die wirklich auch aufzeichnen, wie hoch die Anspannung ist und wie gut Betroffene entspannen können.
Gibt es nach wie vor gängige Missverständnisse, die aufgeklärt werden sollten?
Ein Missverständnis ist, dass Patienten denken, es wäre effizientes Beckenbodentraining, wenn sie auf die Toilette gehen und ständig zwischendurch den Harnstrahl unterbrechen würden. Das hat man früher gemacht und sollte man heute nicht mehr. Stattdessen macht man heute Trockentraining im Sitzen oder Liegen – Frauen ab 40 eher im Liegen mit einem Polster unterm Hintern – kann den Beckenmuskel anspannen, für drei bis vier Sekunden halten, und wieder gut entspannen. Das ist eine einfache Übung. Aber nicht, wenn man auf eine Toilette geht, den Harnstrahl laufen lässt und dazwischen ständig stoppt. Das macht man heute nicht mehr, das ist ein Irrglaube, da es früher mal Empfehlung war. Man hört selbst heute noch immer wieder irgendwo davon. Es kommt immer wieder auf, unter anderem sogar bei Hausärzten, die noch auf veraltetem Wissensstand sind.
Wie sieht eine präoperative Inkontinenz-Beratung aus?
Wir haben es jetzt zumindest bei uns hier im Haus so, dass die Patienten, die eine Prostata-OP haben, auch präoperativ eine Beratung bekommen, wo sie Übungen lernen, den Beckenboden schon ein wenig trainieren und gegebenenfalls bereits im Voraus eine Verordnung für Inkontinenz-Einlagen erhalten und damit sie das Equipment bereits zuhause vorbereitet und einen Ansprechpartner mit Telefonnummer haben. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass nicht alle Prostata-operierten Patienten oder die eine Prostata-OP vor sich haben, inkontinent sind. Das hängt u.a. sehr viel davon ab, wie nervenschonend operiert werden kann und wie gut der Beckenboden bereits im Vorhinein trainiert ist. Es gibt insgesamt viele Faktoren, die bestimmen, ob Betroffene Harn verlieren oder nicht. Wichtig ist einfach, jedem Patienten Ansprechpartner zu geben, an die sie sich wenden können, sollte ein Problem dahingehend auftreten.
Eine Krebserkrankung bringt viele Fragen mit sich! Mit 3. Oktober 2023 startet wieder die Cancer School des Comprehensive Cancer Center von MedUni Wien und AKH Wien. Die kostenlose Veranstaltungsreihe richtet sich ganz besonders an Betroffene und deren Angehörige sowie Interessierte und beantwortet häufig gestellte Fragen zur Erkrankung. So lernt man dort, den Befund zu „lesen“ und kann Fragen zum eigenen Befund stellen, aber auch Liebe und Familie, Sexualität und Fruchtbarkeit, Nebenwirkungen der Krebstherapie und was man selbst bei einer Krebserkrankung tun kann sind Thema. Neu ist in der Cancer School, dass es monatlich eine Veranstaltung gibt, sodass Betroffene jederzeit einsteigen können. Die Vorträge können vor Ort oder online besucht werden, wir bitten um Anmeldung (bei online Teilnahme ist eine Anmeldung erforderlich).
Weitere Termine sind:
Die “PSMA-PET/CT” ist eine relativ neue Methode zur Darstellung von Prostatakrebszellen im Körper zur Ausbreitungsdiagnostik. Dabei werden winzige Mengen einer radioaktiven Substanz in den Körper injiziert, die daraufhin durch den gesamten Körper wandert und spezifisch an das Antigen PSMA bindet, das nahezu ausschließlich von Prostatakrebs produziert wird. Währenddessen liegt der Patient in einer donut-förmigen PET-Scan-Maschine, wo in Kombination mit einer CT- und/oder MRT-Untersuchung ein dreidimensionales Bild erzeugt wird, das die Prostatakrebszellen auf einem Monitor aufleuchten lässt wie einen Weihnachtsbaum. Dadurch sieht man exakt, ob der Tumor noch da ist, und wenn ja, wo genau.
Nun stellt sich für Betroffene die Frage, in welchem Stadium der Erkrankung die diagnostische Methode helfen kann. Die gute Antwort darauf ist: In jedem, vorwiegend sogar in fortgeschrittenen! Denn sie bietet eine allgemein deutlich weniger invasive Alternative zur Biopsie und MRT. In vielen Fällen behält man dabei sogar die Kleidung an, weswegen sie von einem Großteil der Patienten insgesamt als gemeinhin angenehmer betrachtet wird.
Prostatakrebs-Experten wie Dr. Mark Scholz, medizinischer Direktor der “Prostate Oncology Specialists Inc.” in Kalifornien, bewerten die Methode als besonders akkurat, noch genauer als andere Formen von Diagnostiken wie Knochenszintigraphie und CAT-Scans. Die PSMA-PET-Diagnose gibt Klarheit, ob es sich bei fraglichem Gewebe um Prostatakrebs handelt oder eben nicht. Das bedeutet, dass der PSMA-PET-Scan nicht nur die Erstdiagnose erleichtert, sondern auch das Therapiemanagement grundlegend verändert, indem sie allen Patienten eine metastasen-gerichtete Therapie ermöglicht. Die Scans liefern wesentliche Informationen für den weiteren Behandlungsplan Betroffener und geben mit klaren Antworten auf die Fragen “Wohin hat sich mein Tumor ausgebreitet?” und “Hat er sich überhaupt ausgebreitet” Gewissheit über den Tumorstatus.
Personen mit einem High-Risk-Prostatakarzinom (Gleason Score 8 - 10) ziehen aus der Methode wohl mehr Nutzen als Männer potentieller Behandlung durch Active Surveillance mit einem Gleason Score von 6, weil man hier sowieso recht sicher davon ausgehen kann, dass keine Ausbreitung im Gange ist. Ausbreitungsdiagnostik findet also nur dort einen Sinn, wo eine Ausbreitung realistisch ist. Doch neben der Beobachtung von Metastasen bieten PSMA-PET-Scans zusätzlich die Möglichkeit zur Kontrolle, ob ein Prostatakrebs nach einer Prostatektomie erfolgreich entfernt wurde. Schließlich lässt sich dadurch auch die individuelle Eignung für z.B. eine Lu-177-Behandlung feststellen, die noch in einem weiteren Artikel näher beleuchtet wird.
Die Verwendung der gewöhnlichen 68Ga-PSMA-Tracer ist komplett nebenwirkungsfrei, da die injizierte Menge minimal ist. Bei anderen kann es vereinzelt zu temporären Kopfschmerzen, Geschmacksveränderungen oder Fatigue (Müdigkeit) kommen, die normalerweise allesamt von selbst wieder verschwinden. Außerdem möglich - wenn auch selten - ist eine allergische Reaktion des Patienten auf das Kontrastmittel.
Darüber hinaus kommt es trotz der hohen Genauigkeit der Methode gelegentlich zu Fehldiagnosen. Das rührt daher, dass es einen geringen Prozentsatz an Prostatakrebszellen gibt, die kein PSMA produzieren und auf diese Weise nicht detektiert werden können. Gleichzeitig kann PSMA unter bestimmten Umständen auch von anderen Krebsarten oder selten auch von Nicht-Krebszellen exprimiert werden, was dazu führen kann, dass eigentlich gesunde Patienten fälschlicherweise ein positives Ergebnis erhalten. Aber das Risiko einer falsch positiven oder falsch negativen Aussage ist geringer als bei sämtlichen anderen Diagnosemethoden.
Tatsächlich ist der PSMA-PET-Scan in Österreich bereits in den meisten großen Krankenhäusern fester Bestandteil des klinischen Behandlungsansatzes und insofern auch für jeden zugänglich. Die dafür benötigten Geräte sind in jeder üblichen Nuklearmedizin-Station ohnehin bereits vorhanden. Relevant sind neben dieser Standard-Einrichtung lediglich die prostataspezifischen Radio-Tracer 18F-Cholin und 68Ga-PSMA und die Kontrastmittel für das CT, welche in den Arm des Patienten injiziert werden.
Wenn man sich diese Untersuchung im niedergelassenen Bereich wünscht, empfehlen wir, vorher abzuklären, ob die jeweilige Versicherung die Kosten trägt.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und mit Expert:innen abzusichern. So erfolgte die Freigabe der Texte durch Dr. Melanie Hassler von der MedUni Wien. Dennoch dienen Artikel auf patiospots.com ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein Ärztinnengespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und ärztlich abgeklärt werden.
Quellen (zuletzt abgerufen am 24.4.2023):
Der PSA-Wert lässt sich über eine Blutuntersuchung bestimmen und gibt Aufschluss darüber, ob sich die Prostata verändert. Eine Veränderung kann gutartig oder bösartig sein, weshalb für Männer ab 45 Jahren ein regelmäßiger PSA-Check empfohlen wird, um Krebs möglichst früh erkennen zu können. Mehr dazu erzählt dir Vinzenz in seinem Video:
Unter Gentest versteht man eine DNA-Analyse, bei der anhand einer Blut- oder Tumorprobe molekularbiologisch das Erbmaterial untersucht wird. Gentests sind eine innovative Möglichkeit zur personalisierten Diagnose und spielen eine wesentliche Rolle bei der Ursachensuche der Prostatakrebs-Erkrankung. Dabei wird die DNA in einem Labor auf bekannte genetische Mutationen untersucht, die erheblich zur Entstehung und zum Fortschreiten des Tumors beitragen. Die Tests können ärztlich empfohlen, aber auch auf Eigeninitiative angefordert werden und dienen zur besseren Einschätzung des persönlichen Risikos zur Krebs-Metastasierung.
Entgegen der Erwartung der meisten Menschen richten sich Gentests vielmehr an bereits direkt Betroffene und sind nicht Teil einer gewöhnlichen Vorsorgeuntersuchung. Es geht vor allem darum, konkrete Eigenschaften des Prostatakrebses zu bestimmen, um daraus die Anfälligkeit zu bestimmen, mit der ein lokales Karzinom zu einem metastasierten oder fortgeschrittenen voranschreitet. Die Auswertung kann die personalisierte ärztliche Behandlungsempfehlung beeinflussen und frei nach dem Motto “Je besser man seinen Feind kennt, desto besser kann man gegen ihn vorgehen” eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Tumors spielen. Konkret können dadurch im Rahmen der Active Surveillance Anpassungen in der Regelmäßigkeit von Biopsien oder Behandlungsmaßnahmen bei fortgeschrittenen Tumoren getroffen werden.
Betroffenen mit einem Gleason Score größer als sechs wird der Test frühestens ab dem Alter von 40 Jahren und unter bestimmten familiären Voraussetzungen empfohlen. So rät etwa das NCCN-Gutachten aus 2022 erst dann zur Vorsorge-Gentestung, wenn bereits zwei blutsverwandte Angehörige mit Prostata- oder Brustkrebs in Berührung gekommen sind. Ist man bereits von metastasiertem Prostatakrebs betroffen, zieht man einen besonders großen Nutzen aus dem Gentest, da an diesem Punkt entscheidender Handlungsspielraum besteht. Je nach Art der Mutation spricht das Karzinom nämlich entweder auf PARP-Inhibitoren oder Immuntherapie an, auf die wir bald in einem weiteren Artikel näher eingehen.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Testung: die Keimbahn-Testung und die somatische Tumor-Testung. Die Keimbahn-Testung erfordert lediglich eine Blutprobe, während für die Tumor-Testung Prostatakrebsgewebe aus einer Stanzbiopsie vonnöten ist. Dieses muss nicht zwingend frisch sein, sondern es kann auch eine ältere Probe verwendet werden. (Der Unterschied zwischen Keimbahn- und somatischer Mutation wird im untenstehenden Teil zu “genetischen Veränderungen” erklärt.)
Das entnommene Probenmaterial wird nun ins Labor geschickt, wo das in den Zellen enthaltene Erbgut isoliert wird. Infolgedessen wird maschinell sehr genau die DNA-Abfolge abgelesen und mit bereits bekannten Referenz-Genen abgeglichen. Dabei wird überprüft, ob an irgendeiner Stelle ein genetischer “Abschreibfehler” passiert ist, der das Entstehen des Tumors erklären könnte. Zwischen dem Zeitpunkt der Probenentnahme und dem Erhalt der Analyseergebnisse vergehen in der Regel zwischen zwei und drei Wochen. Danach folgt ein ärztliches Klärungsgespräch, in dem das Resultat besprochen und etwaige sinnvolle Behandlungsanpassungen getroffen werden. Beide Tests sind normalerweise mit wenig Aufwand verbunden und daher in den meisten Prostatazentren verfügbar. Die Kosten belaufen sich auf etwa 200€ und können von der Krankenkasse übernommen werden, eine frühzeitige Abklärung diesbezüglich ist jedoch empfehlenswert.
Die eigenen Gene müssen sich häufig gar nicht allzu drastisch ändern, um Krebs zu begünstigen. In vielen Fällen sind sie vererbt und seit der Geburt im Körper verankert. Diese Art der Mutation bezeichnet man als Keimbahn-Mutation. Sie kann weitervererbt werden und war quasi schon immer da. In der Fachsprache bezeichnet man diese Eigenschaft als hereditär. So tragen zum Beispiel Brüder und Söhne von Betroffenen ein zweifach erhöhtes Risiko in sich, ebenfalls an Prostatakrebs zu erkranken. Noch höher ist die Anfälligkeit, wenn bereits mehrere blutsverwandte Familienmitglieder betroffen und/oder bereits mit jungem Alter erkrankt sind. Nicht hereditär sind hingegen somatisch bedingte Mutationen. Das bedeutet, dass sich die genetische DNA im Lauf des Lebens irgendwann spontan verändert hat. Diese Veränderung ist zumeist minimal und kann je nach Stelle, wo sie aufgetreten ist, entweder gar keine Auswirkung haben, oder sogar ganze Gene und die Bildung wichtiger Moleküle ausschalten. An dieser Stelle sei gesagt, dass solche Mutationen in allen funktionalen Zellen unseres Körpers immer wieder auftreten und das per se nichts Ungewöhnliches ist.
Man kann sich die genetische Stabilität der menschlichen DNA in etwa wie ein Jenga-Spiel vorstellen, bei dem jedes Jahr ein Block herausgenommen und oben auf den Turm gelegt wird. Insbesondere am Anfang des Spiels lässt sich der Turm dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Erst später im Leben wird er – wie auch im Spiel – immer fragiler, bis schließlich ein sehr entscheidender Block herausgenommen wird und der Turm bzw. das Gen zusammenfällt. Spannenderweise gibt es im Körper sogar einen Mechanismus, der den Turm wieder zerlegen und ordentlich zusammenbauen kann. Besonders kritisch wird es aber, wenn durch Mutationen ein genau solches Gen funktionslos gemacht wird, dessen Aufgabe die Reparatur wäre. Diese Art der Gene nennt man Tumorsuppressorgene - sie unterdrücken Tumorbildung. Wie Du nun eventuell richtig vermutest, geht es bei der beschriebenen Gentestung um genau diese. Die wichtigsten und am häufigsten mutierten lauten BRCA1 und BRCA2 – Namen, die eigentlich erstmals bei Brustkrebs entdeckt wurden, spannenderweise aber auch in zahlreichen anderen Tumorarten – darunter eben auch Prostatakrebs – vorkommen.
Fakt ist: Tatsächlich werden in bis zu 30% der Patienten mit Prostatakarzinom in den Tumorzellen genetische Veränderungen gefunden, die den physiologischen Mechanismus der DNA-Reparatur beeinflussen. Die häufigsten davon betreffen die BRCA-Gene. Patienten mit Mutationen in diesem Bereich weisen ein erhöhtes Risiko für eine Prostatakarzinom-Erkrankung auf und ihre Prognose wird als ungünstiger eingestuft, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass betroffene Personen nicht mehr gesund werden können. Ganz im Gegenteil hilft das Wissen über die eigene Genetik, um die persönliche Erkrankung besser zu verstehen und sie effektiver behandeln zu können. Gentests sind bei Prostatakrebs ein wertvolles Mittel zur Präzisionsmedizin und in ausgewählten, vor allem fortgeschrittenen Fällen empfehlenswert, jedoch nicht als Standard-Vorsorge notwendig.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und durch Fachkundige abzusichern. Die Kontrolle der Texte durch eine Fachperson ist derzeit noch ausständig. Artikel auf patiospots.com dienen ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein ärztliches Gespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und medizinisch abgeklärt werden.
Quellen:
Die Biopsie beschreibt die operative Entnahme kleiner Mengen von Prostatagewebe, das im nächsten Schritt in einem Labor untersucht wird. Durch das Biopsat erhalten Ärztin und Patient Aufschluss über die zelluläre Struktur des Gewebes, wodurch einerseits erschlossen werden kann, ob überhaupt ein bösartiges Karzinom vorliegt und wie aggressiv sich dieses verhält. Im Falle eines positiven Ergebnisses wird dabei auch direkt der Gleason- oder PI-RADS-Score festgestellt, der gemeinsam mit anderen Faktoren zur Risikobestimmung dient und die weitere Therapieempfehlung bestimmt.
Oftmals wird noch vor der Biopsie eine MRT durchgeführt, bei der bereits vorab die Notwendigkeit einer solchen eingeschätzt wird. Das Verfahren selbst dauert allerdings lediglich 10 bis 15 Minuten und beinhaltet etwa 12 Stiche. Es geschieht meist unter lokaler Betäubung oder unter dem Einsatz von Beruhigungsmitteln, kann in Ausnahmefällen aber auch unter Vollnarkose stattfinden. Die Biopsie kann entweder transrektal durch den Enddarm oder transperineal durch den Damm bzw. das Perineum (Stelle zwischen Hodensack und After) erfolgen. Je nach Art der Biopsie wird dabei gleichzeitig ein Ultraschall der Prostata vorgenommen oder zuvor ein MRT durchgeführt. Der Vorgang ist ähnlich wie beim Zahnarzt im Normalfall nicht schmerzhaft, kann sich aber für manche Patienten aufgrund des spürbaren Drucks unangenehm anfühlen. Ist die Biopsie abgeschlossen, kann der Patient sofort wieder entlassen werden. Auf den Befund muss er in der Regel 2-3 Tage warten, gelegentlich aber auch etwas länger.
Die Biopsie ist grundsätzlich ein üblicher Routineeingriff im klinischen Alltag. Mit Komplikationen ist demnach normalerweise nicht zu rechnen. Dennoch gehört sie letztlich zur invasiven Diagnostik, weswegen der Körper auf sehr unterschiedliche Weise auf die Stiche sowie die zurückbleibenden Einstichkanäle reagieren kann. Zu möglichen unangenehmen Nebenwirkungen zählen
Nichtsdestotrotz sind alle aufgezählten Begleiterscheinungen eine Seltenheit und mit Ausnahme der Narbenbildung nur temporär. Auch generell ist die Gefahr drastischerer Maßnahmen schon dadurch reduziert, dass der Patient im Rahmen der Biopsie bereits in professionellen Händen ist und direkte Ansprechpartner:innen hat, sollte er Unannehmlichkeiten bemerken. In dem Fall ist zudem meist relativ schnell klar, worauf die Schmerzen zurückzuführen und wie sie bestmöglich zu behandeln sind.
Da die Nadel während der Biopsie ständig abwechselnd in direkten Kontakt mit von Krebs befallenem Gewebe tritt, stellt sich für viele Betroffene die Frage, ob hier beim Herausziehen nicht Krebszellen verteilt und dadurch Metastasen begünstigt werden. Das ist zwar eine Sorge, die definitiv ihre Berechtigung hat, aber glücklicherweise damit beantwortet werden kann, dass Studien bisher keinen solchen Effekt nach einer Biopsie festgestellt haben. Das liegt einerseits daran, dass die Menge an Zellen, die dadurch verstreut wird, sehr klein ist und gleichzeitig auch an den bestimmten Eigenschaften, denen Krebszellen unterliegen, um metastasieren zu können und die bei nicht-metastasiertem Krebs normalerweise nicht gegeben sind.
Es ist letztlich immer eine Frage der Tumorart und der Biopsiemethode. Bei der Diagnose des Prostatakarzinoms gibt es jedenfalls keinen Grund zur Sorge – bei anderen Krebsarten wie bei Weichteilsarkomen – kann es dagegen durchaus im Bereich des Einstichkanals zu Metastasen kommen.
Die Frage, ob die transrektale oder transperineal Biopsie die bessere ist, ist mittlerweile seit über 50 Jahren ein heißer Diskussionspunkt unter Urolog:innen. Dabei liegt der Unterschied im Wesentlichen lediglich darin, dass die Nadel bei der transrektalen Biopsie durch den Mastdarm und bei der transperinealen durch den Damm (zwischen Hodensack und After) gestochen wird. Da die Biopsie ohnehin unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt wird, berichten Betroffene von keinem merkbaren Gefühlsunterschied. Allerdings entstehen bei der rektalen Methode üblicherweise kleine Verletzungen in der Darmschleimhaut, was dazu führen kann, dass Darmbakterien in die Prostata einschwemmen. Dadurch ist letztlich das Risiko septischer Komplikationen, wie beispielsweise Fieber und Atemnot als Folge einer symptomatischen Infektion bei der rektalen Biopsie vier bis acht Mal so hoch wie bei der perinealen, was wohlgemerkt die schlimmste erwartbare Konsequenz des Eingriffs ist!
Aus diesem Grund sowie ihrer Sicherheit und diagnostischen Aussagekraft wegen, gilt die perineale Methode als allgemein schonender und besser. So empfehlen auch die offiziellen ärztlichen Leitlinien zur Behandlung von Prostatakarzinomen, dass die transperineale Biopsie ihrem Gegenpart vorgezogen werden soll. Spannenderweise ist die abgeratene transrektale Variante in der österreichischen Urologie nach wie vor die gängigere. Begründet wird das häufig mit dem Argument der höheren Praktikabilität, und dass Antibiotika dazu dienen, das Infektionsrisiko niedrig zu halten. Ob die ärztegesellschaftlich angeratene Variante in den folgenden Jahren auch in den österreichischen Praxen und Kliniken Anklang findet, wird sich zeigen – die offizielle Empfehlung liegt derzeit jedoch sehr eindeutig bei der transperinealen Biopsie.
Innerhalb der urologischen Community wird sehr rege darüber diskutiert, wie man insbesondere mit invasiven Diagnosemethoden als Routinemethoden für Screenings umgehen sollte. Die allgemein geltende Devise lautet:
So invasiv und häufig wie nötig, jedoch so schonend und selten wie möglich.
Folglich steht damit auch die Frage in Zusammenhang, inwieweit die Überdiagnose vieler klinisch wenig relevanter Tumore das Erfassen wenig klinisch relevanter Prostatakarzinome rechtfertigt. Tatsächlich wird Prostatakrebs nämlich etwa 50 - 60% überdiagnostiziert. Insofern gibt es zwar bereits sehr erfolgreiche Bemühungen, durch vorangehende Magnetresonanztomographien (MRTs) Patienten mit niedriger Tumor-Wahrscheinlichkeit bereits vorab auszusortieren, wodurch die Biopsie-Rate teilweise um bis zu 40% reduziert werden kann. Doch eine qualitativ gleichwertige und massentaugliche Alternative für die Prostatabiopsie gibt es derzeit leider noch nicht.
MRT- sowie Ultraschalluntersuchungen können allenfalls Andeutungen über Gewebeveränderungen liefern und der PSMA/PET-Scan ist derzeit zu aufwändig und teuer, um im Bereich des Screenings eingesetzt werden zu können. Sie werden die Biopsie daher in absehbarer Zeit nicht ersetzen. Einzig das neu aufkommende Liquid-Biopsy-Verfahren könnte in näherer Zukunft Veränderungen herbeiführen. Sie ist eine minimal-invasive Diagnosemethode, die bereits in manchen Praxen angeboten wird. Anstatt des festen Gewebes werden hierbei Körperflüssigkeiten entnommen, was in der Regel deutlich angenehmer für den Patienten ist. Die ausreichende Optimierung dieser Methode für den Alltag in Kliniken und Praxen wird jedoch aller Voraussicht nach noch ein wenig dauern. Bis dahin gilt die transperineale Biopsie jedenfalls als der medizinische Goldstandard in der Prostatakrebs-Diagnostik.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und durch Fachkundige abzusichern. Die Kontrolle der Texte durch eine Fachperson ist derzeit noch ausständig. Artikel auf patiospots.com dienen ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein ärztliches Gespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und medizinisch abgeklärt werden.
Quellen:
Die Magnetresonanztomographie (MRT oder MRI) ist ein diagnostisches Verfahren, das die detaillierte Darstellung innerer Organe ermöglicht. Spricht man heutzutage von der “MRT”, so ist im Prostata-onkologischen Kontext außerdem immer das multiparametrische mpMRT gemeint, das die aktuellen Qualitätsstandards definiert. In 16 bis 27 Schnittbildern kann man dadurch sehr genau erkennen, ob ein Prostatakarzinom im Körper vorhanden ist oder sich ein bestehendes ausgebreitet hat. Die MRT ist wichtig für die Erstellung einer Diagnose, da dadurch Krankheiten festgestellt oder ausgeschlossen werden können. Physikalisch basiert die MRT auf sehr starken Magnetfeldern im Radiofrequenzbereich, die bestimmte Atomkerne im Körper anregen, wodurch schließlich ein elektrisches Signal gemessen werden kann. Dabei entsteht keinerlei belastende Strahlung. Die MRT ist nach derzeitigem Wissensstand ungefährlich und schmerzlos. Lediglich die Injektion von Kontrastmittel und der dabei entstehende Lärm kann für manche Menschen unangenehm oder beängstigend sein bzw. in seltenen Einzelfällen zu allergischen Reaktion führen.
Noch vor Beginn der Untersuchung müssen Patienten aufgrund des starken Magnetfelds jegliche metallische Gegenstände und Geräte ablegen. Dazu zählen Schmuck, Hörgeräte, Brille, Geld, Gürtel, Haarspangen etc. Im Falle von Tattoos oder nicht-abnehmbarer Implantate wird dringend dazu geraten, sich mit den zuständigen Ärztinnen und Radiologen in Verbindung zu setzen. Die Auswirkungen der MRT darauf können stark variieren. Ist der Patient frei von metallischen Gegenständen, wird er in ein Donut-förmiges Untersuchungsgerät geschoben, wo er für 10 bis 30 Minuten in Ruhe wartet. Je weniger er sich dabei bewegt, desto schöner und genauer wird das entstehende Bild. Danach ist die Untersuchung zu Ende und der Patient kann sein Ergebnis mit nach Hause nehmen. Der Befund geht dann direkt an den zuweisenden Arzt.
Für Betroffene stellt sich an dieser Stelle womöglich die Frage: Genügen der PSA-Wert und ein Biopsieergebnis nicht, um Prostatakrebs festzustellen? Dazu sei gesagt: Prinzipiell schon. Jedoch deutet ein hoher PSA-Wert leider nicht sonderlich spezifisch auf Prostatakrebs hin. Das bedeutet, dass ein aufsehenerregender PSA-Anstieg in 64% aller Fälle aus anderen Gründen erhöht ist, wie zum Beispiel aufgrund einer Prostataentzündung, einer gutartigen Prostatavergrößerung oder einfach altersbedingt. Gleichzeitig bedeutet ein niedriger PSA-Wert nicht automatisch, dass kein Tumor vorhanden ist. Die Biopsie hingegen ist zwar sogar äußerst spezifisch, tendiert aber dazu, das Ausmaß und den Grad des Karzinoms zu unterschätzen. Insofern stellt die mpMRT den medizinischen Standard dar, um einen bestmöglichen Überblick für die weitere Behandlung zu ermöglichen.
Grundsätzlich beinhaltet ein MRT-Ergebnis die Wahrscheinlichkeit, ob optische Auffälligkeiten vorhanden sind, die auf Prostatakrebs hinweisen könnten, und wie aggressiv sich dieser ausbreiten wird sowie die Lokalisation der von Krebs betroffenen Stellen und auch die Bemerkung etwaiger Prostata-abhängiger oder -unabhängiger Zufallsbefunde. Für eine möglichst genaue Beantwortung der zentralen Frage, ob überhaupt ein Prostatakarzinom vorhanden ist, wird das europäisch einheitliche PI-RADS-Score-Punktesystem herangezogen. Die Einordnung in die fünf PI-RADS-Klassen lautet demnach wie folgt:
Allgemein bezeichnet man dabei die Scores 1 und 2 als unauffällig, aber mit einem Restrisiko verbunden, weswegen zusätzlich eine PSA-gestützte Kontrolle angeboten werden kann. Verdächtige Areale mit einem PI-RADS Score zwischen 3 und 5 gelten dagegen als abklärungsbedürftig und sollten gezielt biopsiert werden. Beobachtet die Ärztin noch weitere Auffälligkeiten, so werden auch diese vermerkt und in eine 5-Punkte-Skala eingeordnet. Beispiele dafür sind etwa ungewöhnliche extrakapsuläre Ausdehnungen, das Vordringen des Tumors in die Samenblase, etwaige Gefäß-Nervenbündel und optische Abweichungen in der Rektalwand und dem Blasenhals.
Tatsächlich gibt es allerdings auch gutartige Veränderungen, die Prostatakrebs im MRT-Bild imitieren und das Ergebnis unklar machen können. Dazu zählen zum Beispiel Prostatitis, stromareiche Prostatahyperplasie, Gewebeschwund, Blutungen und sogar Kalkablagerungen. Die wichtigsten geweblichen Merkmale, die zur Unterscheidung beitragen, sind eine erhöhte sichtbare Zelldichte, verkleinerte mikroskopische Zwischenräume, ein verringerter extrazellulärer Raum wie auch die Gefäßneubildung. Insgesamt erscheint Prostatakrebs im Tomogramm als lokal begrenzte geringe Signalintensität vor dem Hintergrund des Drüsengewebes mit hoher Signalintensität. In der Übergangszone gleicht der Tumor in seiner Form einer Linse mit unscharfen Rändern, die einer mit Radiergummi verwischten Zeichnung mit Kohlestift ähnelt.
Die Gelegenheit, eine MRT-Aufnahme von sich erstellen zu lassen, ist grundsätzlich immer sehr wertvoll und schadet nie. Dringend notwendig ist sie vor Antritt einer neuen spezifischen Behandlung. Das heißt, egal ob vor einer Hormon- oder Radiotherapie, eines radikalen Eingriffs oder nur der Active Surveillance – das MRT ist ein absolutes Muss für die Erwägung solcher Maßnahmen. Ansonsten ermöglicht es insbesondere im Rahmen der Erstbiopsie, gezielter und genauer nach einem Tumor suchen zu können. Die Kombination einer solchen MRT-gestützten, gezielten und systematischen Biopsie erreicht nachweislich bessere Detektionsraten als die jeweiligen Methoden allein, ist allerdings aufwendiger als eine Einzeldiagnostik.
Generell kann man sagen: Die MRT dient dazu, sich Gewissheit über die Präsenz und Ausbreitung des Prostatakarzinoms zu verschaffen und ist bei all jenen Patienten sinnvoll, bei denen diesbezüglich Zweifel aufkommen und eine Absicherung erforderlich wird.
Die MRT-Diagnostik fällt in den Aufgabenbereich der Radiologie. Wer in Österreich derzeit eine solche Untersuchung in Anspruch nehmen möchte, muss unter Umständen mit langen Wartezeiten rechnen. Zwar ist seit 2018 vertraglich vereinbart, dass der Terminerhalt bei regulären Patienten innerhalb von 20 Tagen und bei dringlichen, wie eben einem konkreten Tumorverdacht, in 5 Tagen erfolgen muss. Eingehalten werden kann dieser Zeitraum jedoch leider nicht immer, wobei man am kürzesten in Wien und Niederösterreich und am längsten in Oberösterreich, Burgenland und Salzburg wartet. Mit zwei bis drei Wochen sollten Patienten demnach grundsätzlich rechnen, wenn sie eine MRT-Untersuchung beantragen.
Gemäß der ÖGK wird für eine MRT-Untersuchung lediglich die Zuweisung der behandelnden Ärztin benötigt, die ab dem Ausstellungsdatum ein Monat gültig ist. Eine Bewilligung der Krankenkasse ist dabei mit Stand Juni 2023 bei Vertragsinstituten und -partnern nicht notwendig. Auch bei Wahlinstituten kann ein Antrag auf Kostenerstattung gestellt werden, dieser ist jedoch nicht gewährleistet und wird je nach Fall unterschiedlich gehandhabt.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und durch Fachkundige abzusichern. Die Kontrolle der Texte durch eine Fachperson ist derzeit noch ausständig. Artikel auf patiospots.com dienen ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein ärztliches Gespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und medizinisch abgeklärt werden.
Quellen:
Die Einordnung des Tumors in eine Risikoklasse dient dazu, der Ärztin und dem Patienten eine Einschätzung über die Gefährlichkeit des Karzinoms zu ermöglichen und soll helfen, ein Gefühl für die Notwendigkeit und etwaige Dringlichkeit weiterer Behandlungen zu geben. Die Klassifizierung ergibt sich aus vielen unterschiedlichen Faktoren, allen voran dem PSA-Wert, Gleason-Score und klinischen Tumorstadium, die im Rahmen einer umfassenden urologischen Untersuchung festgestellt werden. Im Weiteren werden all jene Aspekte erläutert, deren Heranziehen zur Entscheidung über weitere Behandlungsmaßnahmen unumgänglich sind.
Du hast bestimmt schon mal von Hämoglobin gehört. Das ist ein Protein, das 90% unserer roten Blutkörperchen ausmacht und für die typisch rote Farbe unseres Blutes verantwortlich ist. Inmitten all dieses Hämoglobins schwimmen noch viele weitere Moleküle – darunter auch das prostataspezifische Antigen, das üblicherweise als PSA abgekürzt wird und nahezu doppelt so groß ist wie das bekannte Blutprotein. Untersucht man im Labor das Blut eines Patienten, kann so unter anderem die Menge des PSAs ziemlich genau ermittelt werden. Erhält man dabei zum Beispiel einen PSA-Wert von 6, bedeutet das konkret, dass pro Milliliter Blut 6 Nanogramm PSA-Moleküle enthalten sind.
PSA ist ein Enzym, das primär von der Prostata produziert wird und dessen Menge ansteigt, wenn sich in der Prostata etwas tut. Ist dieser Wert also sehr hoch, ist das häufig ein Indiz dafür, dass die Prostata wächst, wodurch schließlich auch das Wachstum von Prostata-Krebszellen erfasst wird.
Der PSA-Wert kann grundsätzlich durch eine Vielzahl verschiedener Faktoren temporär erhöht sein. Der PSA-Wert steigt so zum Beispiel teils durch Medikamente oder alltäglichen Druck auf die Prostata, wie es zum Beispiel beim Radfahren oder Reiten der Fall ist. Aber auch unmittelbar nach einem Samenerguss ist er erhöht. Auch der altersbedingte Anstieg des PSAs ist völlig normal. Pathologische Gründe können eine Harnwegs- oder Prostataentzündung (Prostatitis), eine gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH) oder eben letztlich auch ein bösartiges Karzinom sein. Welcher Grund nun vorliegt, gilt es im weiteren Schritt herauszufinden.
Übrigens: Auch andere Körperorgane können in kleinen Mengen PSA produzieren. So zum Beispiel die Brust-, Schild- und Speicheldrüsen sowie die Lungen, Hoden und sogar die Gebärmutter. Dass der PSA-Wert auch nach einer Prostatektomie und bei Frauen über 0.0 liegt, ist demnach vollkommen normal und unbedenklich!
Die Menge an PSA im Blut variiert im Gegensatz zu vielen anderen medizinischen Werten wie dem Blutzuckerwert sehr stark konsequenzlos von Person zu Person. Viele Fachgesellschaften definieren einen Wert ab 4 ng/mL als klärungsbedürftig. Viel aussagekräftiger als der reine Wert ist jedoch die (relative) Veränderung der PSA-Menge im Laufe der Zeit, da er in der Momentaufnahme durch oben genannte Faktoren temporär gefahrenfrei erhöht sein kann und verändert sich im Laufe des Lebens. Eine mögliche Einteilung könnte so aussehen:
Ist der Wert dennoch erhöht, ist das noch kein Grund zur Panik. Der PSA-Wert dient zwar als wichtiger Indikator bei Prostatabeschwerden, ist aber als alleiniger Faktor noch nicht ausreichend aussagekräftig, um mit Gewissheit einen Tumor bestimmen zu können. Für die Diagnose eines Tumors müssen daher noch weitere Untersuchungen wie die Stanzbiopsie und ein MRT durchgeführt werden, um weitere wesentliche Anhaltspunkte wie den Gleason-Score und das Tumorstadium zu erhalten.
Der Gleason-Score ist ein Bewertungssystem, das die Gewebeveränderungen in der Prostata bewertet. Im Rahmen einer Stanzbiopsie werden mit einer Nadel entweder zufällig oder systematisch zwischen 10 und 12 Proben entnommen, woraus die beiden auffälligsten Biopsien für die weitere Begutachtung herangezogen und im weiteren Verlauf unter dem Mikroskop auf bestimmte Muster kontrolliert werden. Konkret wird dabei die Entartung der Zellen auf einer Skala von 1 bis 5 beurteilt, wobei 1 für gesundes Prostatagewebe steht und 5 für stark abnormes.
Folglich werden die beiden höchsten Bewertungen addiert, um den Gesamtwert des Gleason-Scores zu erhalten, woraus sich die folgende Einordnung ergibt:
Der erhaltene Wert gibt Aufschluss darüber, wie aggressiv der Krebs ist und wie schnell er sich ausbreiten kann. Ein hoher Gleason-Score kann infolgedessen andeuten, dass eine aggressive Behandlung notwendig ist, um den Krebs zu bekämpfen.
Insofern ist der Gleason-Score ein wichtiger Indikator für Abnormität in der zellulären Gewebestruktur des Prostatakrebses und trägt gemeinsam mit den anderen Faktoren dazu bei, die richtige Entscheidung für der Wahl der Behandlung zu treffen, was letztlich darauf abzielt, die Überlebenschancen der Patienten zu verbessern.
Auch verwendet für die Klassifizierung von Prostatakarzinomen wird die Einordnung des Tumorstadiums in ein Spektrum zwischen T1 und T4. Dabei wird mittels Bildgebungsverfahren wie MRT oder PSMA/PET-Scan dargestellt und beschrieben, wie weit die momentane Ausbreitung des Tumors reicht. Die konkrete Unterteilung erfolgt dabei folgendermaßen:
Zieht man die drei genannten Faktoren heran, lässt sich jeder Tumor in eine der folgenden Risikostufen kategorisieren:
und kann als Tumor mit niedrigem Risiko ausgeschlossen werden.
Der PSA-Wert gibt an, ob und in welchem Ausmaß die Prostata wächst bzw. sich im Gewebe etwas tut.
Der Gleason-Score beschreibt, wie weit die Entartung der Prostatazellen fortgeschritten ist und welche Aggressivität der Tumor erwarten lässt.
Das Tumorstadium gibt Aufschluss über die bereits vorangeschrittene Ausbreitung des Tumors innerhalb und außerhalb der Prostata.
Es ist wichtig, anzumerken, dass trotz des recht transparenten und relativ eindeutigen Bewertungsschemas jeder Tumor individuell zu betrachten ist, weswegen die Risikoeinschätzung in Ausnahmefällen von den aufgezählten Einordnungen abweichen kann. In jedem Fall sollten die Therapie- und Behandlungsvorschläge der Ärztinnen immer nachvollziehbar für den Patienten sein. Solltest Du also essenzielle Fragen bezüglich deines Therapieplans oder der Gefährlichkeit deines Prostatakrebses haben, zögere deshalb keinesfalls, die Urologin oder den Urologen Deines Vertrauens aufzusuchen.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und durch Fachkundige abzusichern. Die Kontrolle der Texte durch eine Fachperson ist derzeit noch ausständig. Artikel auf patiospots.com dienen ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein ärztliches Gespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und medizinisch abgeklärt werden.
Quellen: