REHA – vier Buchstaben, die für einem rekonvaleszenten Menschen nach einer Krebsbehandlung wieder einen Schritt zurück ins aktive (Berufs-)Leben bedeuten können.
Nach meiner Prostatakrebsoperation, bei der unter anderem 30 Lymphknoten entfernt wurden, musste ich rund zwei Jahre später noch zusätzlich eine Strahlentherapie absolvieren. Daraus hat sich dann bei mir eine zusätzliche Belastung ergeben, mit der ich nicht gerechnet hatte. Die Schwellungen, das Spannungsgefühlt, die Bewegungseinschränkung sowie die Schmerzen im Alltag – das alles war und ist nicht angenehm. Es stellten sich mir viele Fragen und ich wusste oft nicht, wie ich mit der Diagnose „Lymphödem“ richtig umgehen sollte.
Der Weg zu einer REHA war daher vorerst ein langer, weil meine behandelnden Ärzte keine entsprechenden Adressen bzw. Ressourcen wussten (im Infoblock sind beide Reha-Zentren genannt, die sich auf Lymphödeme spezialisiert haben). Wenn aber dann die administrativen Hürden genommen sind, kann es auch schon losgehen. Die Unterbringung im Einzelzimmer garantiert auch einen Rückzugsort, den man schon braucht, weil REHA heißt auch aktiv mitarbeiten und sich darauf einlassen, weil
Therapie, die geholfen haben … vom psychischen Effekt zu Aha-Momenten
In der REHA wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie viel man selbst tun kann, um mit einem Lymphödem gut zu leben. Besonders geholfen haben mir die manuelle Lymphdrainage, die Bewegungstherapien und die gezielten Schulungen zur Selbstbehandlung. Ich habe erfahren, wie wichtig regelmäßige Bewegung ist, wie ich meine Kompressionsversorgung richtig anwende und worauf ich im Alltag achten sollte.
Was mir allerdings am meisten Mut gemacht hat: Ich war dort nicht allein! Ich habe viele Menschen getroffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, egal welche Krebsgrunderkrankung sie haben. Wir haben uns ausgetauscht, gelacht, auch mal gehadert & gejammert – aber vor allem: Wir haben uns gegenseitig gestärkt und Mut gemacht. Letztendlich geht es darum, seine eigene respektvolle Eigenfürsorge wieder zu entdecken. Dabei ist es hilfreich gewesen, dass die physiotherapeutische und medizinische Betreuung professionell, „unaufgeregt“ und menschlich gewesen ist.
Die REHA ist kein Wunderheilmittel – aber ein echter Wendepunkt! Ich kam nach Hause mit mehr Wissen, mehr Selbstvertrauen und einem Gefühl von „Ich habe wieder etwas in der Hand“. Ich möchte daher auch mit diesem Bericht anderen Betroffenen Mut machen: Traut euch, diesen Schritt zu gehen. Eine REHA ist kein Luxus – sie ist aber eine echte Chance, sich wieder sicherer und handlungsfähiger zu fühlen, weil Ruhe kehrt ein, Erinnerungen helfen heilen, Hoffnung wächst und Aufbruch beginnt.
Wien, Mai 2025 Mag. Thomas Fröhlich
INFOBLOCK - REHA-Zentren in Österreich mit Spezialisierung auf Lymphödemen:
Lymphklinik Wolfsberg / KABEG Landeskrankenhaus
A - 9400 Wolfsberg, Paul-Hackhofer-Straße 9 - Kärnten - Österreich
Wittlinger Therapiezentrum GmbH
A - 6344 Walchsee, 30 - Kaiserwinkl - Tirol - Österreich
Es ist ein totgeschwiegenes Thema und zugleich liegt es trotzdem auf der Hand: Ein großer Teil Prostatakrebs-Betroffener muss im Tunnel seiner Erkrankung unter anderem auch Depressionen gegenübertreten. Die erschreckende Zahl an Menschen, die hieran leiden, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Nicht zuletzt bleibt allerdings die Frage, wie man damit umgehen soll - eine Frage, die aktuell auch heiß im größten Englisch-sprachigen Prostatakrebs-Forum Reddits diskutiert wird. Dutzende Nutzer teilen hier ihre Erfahrungen und reflektieren, was ihnen geholfen hat, ihre Bedrücktheit zu überwinden. (Hinweis! Dieser Text beinhaltet sensible Inhalte zum Thema Depressionen.)
Je weiter fortgeschritten die Erkrankung, desto höher scheint das Risiko für Depressionen. Und selten ist die Erkrankung das erste, das uns beschäftigt. Herausforderungen in der Beziehung, ein anstrengender Job und erkrankte Familienmitglieder sind leider für viele Alltag. Die Schwermut, die mit der Diagnose einhergeht, ist dabei in den Worten eines Betroffenen daher schon von Beginn an bereits die Sahne auf der Torte der Bedrücktheit, dem Päckchen, das man zu tragen hat. Erektile Dysfunktion und Inkontinenz als Behandlungsnebenwirkungen durch Strahlentherapie und Prostatektomie sind die Kirsche auf der Torte. Und wer damit immer noch nicht satt sei, dürfe sich an den Schokostreuseln der Hormontherapie erfreuen. Das Eingeständnis, dass ein Leben ohne Prostatakrebs angenehmer wäre, ist dabei der wichtige erste Schritt.
Wenn es darum geht, welche konkreten Gedanken sie belasten, schreiben Nutzer vor allem über ihre Familie und insbesondere ihre jeweilige Partnerin. Die Betroffenen erzählen, dass sie ihren Frust emotional und verbal mit ihren Frauen teilen und hoch schätzen, welche Anteilnahme sie an ihrer Erkrankung sowie den damit einhergehenden Gefühlen zeigen. Dieses Wissen bereitet ihnen schlechtes Gewissen und sie überlegen, die Bürde auf sich allein zu nehmen – ein Fehler, darüber scheint jedenfalls Einigkeit. „Die Menschen um dich herum spüren deine Stimmung. Ganz gleich, ob du das willst oder nicht. Mittlerweile weiß ich: Über meine Gefühle zu reden, erleichtert mich.“ Die Partnerin am eigenen Innenwesen teilhaben zu lassen, fühlt sich schlecht an. Doch sie nicht daran teilhaben zu lassen, fühlt sich noch schlechter an. Um dieser Lose-Lose-Situation zu entkommen, entscheiden sich viele Betroffene für gemeinsame Therapie – um Gefühle kontrolliert auszulassen und zu sortieren. So blicken nicht wenige Paare Jahre später auf die schwierigen Zeiten in positiver Erleichterung zurück und verstehen jene gemeinsamen Herausforderungen als Gelegenheit, ihren jeweiligen Partner kennenzulernen – ganz ungefiltert.
Eine Studie von Alwhaibi et al. legt nahe, dass sich das ohnehin bereits erhöhte Risiko, an Depressionen zu leiden, nochmal verdoppelt, wenn Betroffene auf Hormontherapie umsteigen. Wie viele Hormon-behandelte Betroffene tatsächlich an Depressionen leiden, ist schwer zu sagen, da die Intensität stark variiert und insbesondere die Gruppe älterer Männer eine hohe Dunkelziffer vermuten lässt. Im Weiteren berichten mehrere Nutzer, dass ihnen Medikamente gegen Depressionen vor allem in Kombination mit Therapie geholfen haben, wobei einer überrascht äußert, Antidepressiva würden für ihn anders wirken als anfangs gedacht. So schreibt er, dass er die Wirkung seines Medikaments entgegen seiner Intuition persönlich kaum selbst spürt und er sie vielmehr indirekt über positives Feedback vonseiten seines Umfelds bemerkt.
Hierzu sei erwähnt, dass die intermittierende Anwendung der Hormontherapie, bei der man immer nur dann Medikamente einnimmt, wenn der Hormonspiegel einen bestimmten Schwellenwert überschreitet, eine nachgewiesen bessere Lebensqualität mit sich bringt als das kontinuierliche Gegenstück, bei der man unabhängig vom Hormonspiegel regelmäßig medikamentiert. So soll sowohl die mentale Gesundheit als auch die Potenzfunktion bei der intermittierenden Variante signifikant besser sein. Folglich ist es ratsam, im Falle von starken Nebenwirkungen der kontinuierlichen ADT seinen Arzt aufzusuchen und sich nach Optionen zur intermittierenden Form zu erkundigen. Auch generell stehen in manchen Fällen aus ärztlicher Sicht mehrere verschiedene Medikamente zur Auswahl. Auch hierbei darf man sich als Patient beim Arzt zu den jeweiligen Nebenwirkungen informieren und seine Bedürfnisse äußern.
Ein weiterer Betroffener schreibt auf Reddit, er hätte zuletzt am Tag vor seiner OP zufriedenstellenden Sex gehabt. Seither seien fünf Jahre vergangen. Er kämpft mit zu schwacher Erektion und fühlt sich darum, als laste ein Gefühl von schwerer Traurigkeit, Verzweiflung und Depression auf ihm. Insbesondere, weil er in der Vergangenheit immer sehr stolz gewesen war, seine Partnerin zufriedenzustellen, kämpft er nun mit seinem Selbstwertgefühl. Die Community rät, dass man, wenn man auf penetrativen Sex hohen Wert legt, alle Wege – von Pillen über Penisringe und Vakuumpumpen bis hin zu Implantaten – intensiv ausschöpfen soll. Auch herrscht Konsens darüber, dass man sich nicht scheuen solle, alle Arten von Therapien in Anspruch zu nehmen, um die Dinge in eine bessere Richtung lenken. Insbesondere die Verbindung zwischen Körper und Geist sei essenziell beim Sex, ganz unabhängig davon, ob man Prostatakrebs hat oder nicht.
Tatsächlich ist es vollkommen normal, dass die männliche Identität sehr stark mit der sexuellen Identität verbunden ist – der Mensch hat nun mal Bedürfnisse, die seine Willkür übersteigen. Prof. Dr. Michaela Bayerle-Eder, die Präsidentin der österreichischen Gesellschaft für Sexualmedizin, äußert sich diesbezüglich im kürzlich veröffentlichten Interview [Link Interview 4] mit PATIO. Sie betont, die Erregung sei ein integraler Bestandteil der männlichen Identität. Wenn diese nun im Rahmen einer Erkrankung oder einer Therapie verloren gehe, dann verändere sich auch die männliche Identität und der Mann ziehe sich aus der Beziehung zurück. Das wirke sich sehr negativ auf die Beziehung aus, da infolgedessen für die Partnerin das Bild entstehe, sie sei nicht mehr gewollt. Sie empfiehlt deswegen, parallel zur medizinisch notwendigen Behandlung bereits frühzeitig an seiner sexuellen Selbstsicherheit zu arbeiten. Mögliche Ansprechpartner sind hierfür Sexualberater:innen, Physiotherapeut:innen, Psychotherapeut:innen und natürlich Sexualmediziner:innen. Konkrete Adressen findest Du unter anderem hier:
www.telefonseelsorge.at, Tel. 142
www.maennerinfo.at - Telefonische Krisenberatung, Tel. 0800 400 777
maennernotruf.at - Bei Krisen aller Art, Tel. 0800 246 247
Eine einheitliche Lösung für die Behandlung von Depressionen gibt es nicht. Auslöser können unterschiedlich sein, so auch die Symptome. Fest steht, dass Depressionen vor allem bei Männern oft übersehen werden. Um darauf aufmerksam zu machen, findet aktuell in der Woche des internationalen Vatertags die Gesundheitswoche für psychische Gesundheit bei Männern statt. Es ist wichtig, seine Gefühle ernst zu nehmen und im Falle anhaltender Depressionen professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Lasst uns aufeinander aufpassen!